Vladimir Krutov
Palmares: 11 x Meister mit ZSKA, 5 x Weltmeister, 2 x Olympiasieger, unzählige Auszeichnungen als Topskorer und Berufungen ins All-Star-Team bei Weltmeisterschaften.
Nach dem zweitem Olympiasieg in Calgary 1987 wurde Krutov zum jüngsten Major der sovijetischen Armee befördert. Danach wechselte er auf die Saison 1989/90 in die NHL zu den Vancouver Cannucks. Dort wurde Krutov nicht glücklich. In 61 Spielen erzielte er lediglich elf Tore. Zudem schoss sich die Presse auf Krutov ein, welche ihn immer wieder für Karikaturen verwendete. Witze machten die Runde wie: Krutov habe den Flug verpasst, weil er noch nicht alle Hamburgerläden der Stadt probiert habe. Dabei hasste er in Wirklichkeit Hamburger, ass sehr viel Meeresfrüchte. Er fühlte sich unverstanden. Die Cannucks suchten eine Möglichkeit, aus dem noch zwei Jahre laufenden Vertrag herauszukommen. Sie sperrten Krutov intern, womit er auch an den Trainings nicht mehr teilnehmen durfte. So sass er zuhause und wartete auf Anrufe anderer Clubs. Zum Teil hielt er sich mit Trainings in der Juniorenmannschaft der Universität von British Columbia fit.
So wurde er unter anderem dem ZSC angeboten. Da in dieser Zeit Paul-André Boutillier verletzt war, sah sich der ZSC auf dem Transfermarkt um. Krutov in Oerlikon – Luzi Stamm arbeitete auf diese Vision hin und es gelang ihm schliesslich, ihn zu verpflichten. Igor Larionov, ehemaliger Mitspieler im Atomblock (Makarov, Fetisov, Kasatanov, Krutov, Larionov) lachte Krutov aus, als er von seinem neusten Club hörte.
Am 18.12.1990 erreichte dann die endgültige Freigabe der Cannucks Zürich. Am 27.12.1990 landete Krutov in Kloten. Als erster Russe beim ZSC sollte er Weltklasse-Eishockey nach Oerlikon bringen. Allerdings wusste man nichts über seinen Formstand.
Am 29.12.1990 ging es gleich los mit einem Turnier in Arosa. In seinem ersten Spiel für den ZSC erzielte Krutov auch gleich ein Tor, beim 4:1 Sieg gegen den B-Ligisten Chur. In seinem einzigen Training davor hatte Krutov lediglich seine Schlittschuhe dabei. Nach dem Spiel gegen Chur wurde aber klar, dass der kurzatmige Krutov ein Aufbau-Programm nötig hatte. In dieser Verfassung war er kaum Nati-A tauglich. So wurde kurzerhand Juri Woschakov von Chur verpflichtet. Dieser überzeugte gleich und avancierte bereits im ersten Spiel zum neuen Publikumsliebling der ZSC-Fans. Um die zweite Ausländerposition stritten sich Boutillier und Mike Richard. Pavel Wohl, Trainer des ZSC, eröffnete Krutov, dass er so für den ZSC unbrauchbar sei. Seine Masse waren zu diesem Zeitpunkt 96 Kilo auf 176 cm. In der Zwischenzeit bezog Krutov eine Wohnung im Dreispitz, unweit des Hallenstadions.
Dem ZSC lief es im Januar immer besser und konnte sich mit einigen Siegen dem Strich entfernen. Auch nach einer Negativspirale im Februar liess sich der ZSC die Playoffs nicht mehr nehmen. Im ersten Spiel der Viertelfinal-Serie gegen Kloten ging man mit 7:0 sang und klanglos unter. Eine Überraschung bot dann das Matchblatt im ersten Heimspiel: Krutov spielte anstelle Woschakov’s. Die Presse sprach ob diesem überraschenden Schachzug vorhergehend von einer Bankrotterklärung des Duos Wohl / Peter Meier. Aber sie wurden eines Besseren belehrt. Krutov zeigte eine magistrale Vorstellung und wurde mit zwei Toren und einem Assist zu Recht zum Best Player gewählt.
In Spiel drei ging man mit wehenden Fahnen 9:3 unter. Krutov traf auch dieses Mal. Nur zu gerne hätte er einmal zusammen mit Woschakov gespielt, doch dessen Aktien waren seit der Februar-Baisse stark gesunken. Im vierten Spiel im Hallenstadion wurde dann das Saisonende des ZSC besiegelt. Obwohl das Duo Nuspliger / Krutov (drei Tore Nuspliger, drei Assist’s Krutov) zauberten und der ZSC 21 Sekunden vor Schluss noch 6:5 führte, konnte der Sieg nicht über die Zeit gebracht werden. Im Penaltyschiessen vermochte dann einzig «The Tank» (Krutov, der Panzer) Pavoni zu bezwingen.
Aber diese drei Spiele reichten, um Krutov für die kommende Saison einen neuen Vertrag zu geben. Es wurde ein russischer Partner zu Krutov gesucht. Nachdem Bykov/Chomutov in Freiburg eingeschlagen hatten, überrollte eine Russenwelle die Schweiz. Der ZSC träumte von grossen Namen wie Makarov oder Fetisov. Verpflichtet wurde schlussendlich Sergej Prijachin. Am 19.08.1991 trafen die beiden Russen in Kloten ein. Krutov schien in guter Verfassung zu sein, hatte er doch mit seinem Stammclub ZSKA trainiert. Bereits zu Beginn der Vorbereitung verletzte sich Krutov am Knie. Der ZSC drängte auf eine Athroskopie, aber Krutov wollte nicht. Nach zwei Wochen spielte dann Krutov wieder. Dem ZSC lief es gar nicht nach Wunsch, womit er sich gezwungen sah, Pavel Wohl bereits mitte November zu ersetzen. Auch die Leistungen Krutovs waren immer diskreter und gipfelte darin, dass sich Mitspieler in der Garderobe über Krutovs Fahne beschwerten.
Verpflichtet wurde Arno del Curto. Obwohl Krutov noch Platz acht der NLA-Skorerliste belegte, wurde Anatoli Tschistjakov aus Tscheljabinsk verpflichtet. Dies machte schnell die Runde und TK Chef Roger Geiger witzelte, dass sich Krutovs Trainingseifer im Nu verdoppelt habe. Del Curto, vorher bei Erstligist Küsnacht und dann beim B-Club Herisau tätig, bemängelte den Fitnessstand bei einigen Akteuren. Am 10. Dezember kam dann endlich Tschistjakov in Zürich an. Fortan spielte Tschistjakov. Krutov wurde ein Spezialtraining verordnet. Del Curto versprach für Januar einen Weltklasse-Krutov. Nina Krutov, umtriebige Gattin Wolodjas, deren Vater einst Stalins Chauffeur war, war in jedem Training zugegen und munterte ihren Mann mit Zurufen auf.
Die Resultate der Mannschaft wurden wieder besser und der Abstand auf den Strich vergrösserte sich stetig. Krutov schien keine Rolle mehr zu spielen. Am 18.01.1992 gab Del Curto gegen Chur Krutov mal wieder eine Spielgelegenheit, welcher es mit zwei Toren dankte. Die Auswärtsspiele fanden fortan meist ohne Krutov statt, dafür war er in den Heimspielen stets dabei.
Die Playoffs bescherte dem ZSC Lugano, welche in der Quali beinahe doppelt so viele Punkte einfuhren wie die Zürcher. Eine nicht für möglich gehaltene Parforce-Leistung der Zürcher, welche kurz vor den Playoffs zuhause gegen eben diesen Gegner mit 3:11 untergegangen waren, brachte den ersten Sieg. Zur Überraschung vieler nominierte Del Curto das Duo Krutov/Prijachin. Diese dankten es mit verwandelten Penalty’s im Shootout.
Never change a winning team, daran hielt sich auch Del Curto für das erste Playoff-Heimspiel. Erneut überraschten die Zürcher und gewannen. Prijachin / Krutov steuerten wieder zwei Tore zum 4:2 Sieg bei. Zwischendurch musste Krutov noch auf der Spielerbank genäht werden, nachdem er mit dem Objektiv einer Fernsehkamera kollidiert war.
Der nächste Gang nach Lugano verkam zur Demütigung: Mit 10:0 wurde der ZSC zurück über den Gotthard geschickt. Allerdings liess Del Curto zwecks Schonung seiner besten Kräfte bald schon eine Junioren-Linie gegen Luganos Paradeblock laufen.
Aufgrund vieler Verletzten standen Del Curto in Spiel vier gerade noch fünf Verteidiger und acht Stürmer zur Verfügung. Dennoch schaffte es der ZSC, ein 1:3-Rückstand bis zur 57. Minute auszugleichen. Im Penaltyschiessen schwangen dann die Zürcher erneut obenaus. Den letzten und entscheidenden Penalty versenkte Krutov. Stehend Ko. vermochte er nicht einmal mehr seinen Stock zum Jubeln heben. Die Sensation war perfekt!
Im Halbfinal gegen Bern ging dann gar nichts mehr. Nach drei Spielen war Saisonende. Das Letzte Spiel bestritt dann noch einmal Tschistjakov, welcher den völlig erschöpften Krutov ersetzte.
Da die Clubleitung für die kommende Saison beschloss, wieder einen kanadischen Weg einzuschlagen, war das Saisonende gleichbedeutend mit dem Ende des Engagements von Krutov. Im Anschluss wurde Krutov noch einmal zu Tichonovs Sbornaja gerufen, allerdings reichte es nicht mehr für die WM, obwohl er gegen Deutschland und die Schweiz traf. Danach zog Krutov weiter nach Östersund, wo er mit seinen Toren mithalf, in die oberste Spielklasse aufzusteigen. Nach der Saison 1994/95 war dann endgültig Schluss.
In nur gerade 38 Spielen mit 21 Toren und 29 Assists schaffte es Krutov, das Zürcher Publikum in seinen Bann zu ziehen. Noch heute hört man den Namen Krutov in den Wandelgängen des Hallenstadions.
Krutov verstarb am 6. Juni 2012 im Alter von nur 52 Jahren an inneren Blutungen. Er wurde mit allen militärischen Ehren in Moskau beigesetzt.