Manfred «Frischi» Frischknecht, 30 Jahre – was für eine Zahl! Kann man all die Jahre rückblickend überhaupt einordnen?
Kaum. In dieser langen Zeit sind unzählige Erlebnisse und Anekdoten zusammengekommen. Im Positiven wie im Negativen. Ich bin beispielsweise heute noch froh, dass NHL-Spieler Andy Sutton, als er während dem Lockout bei uns war, seinen Helm bereits anhatte, als er in der alten Kunsteisbahn Küsnacht das erste Mal die GCK-Garderobe verliess.
Warum?
Weil er sich prompt den Kopf anstiess. Der fast zwei Meter grosse NHL-Star hatte sich anscheinend noch nicht daran gewöhnt, dass hier alles ein bisschen kleiner ist. (lacht) Solche witzige Geschichten sind mit ein Grund, weshalb mir in den letzten 20 Jahren nie langweilig wurde.
Begonnen hat alles schon viel früher, 1993 bereits. Und Du musstest dir die Festanstellung beim Verein redlich verdienen.
Ich kam vor 30 Jahren als Schiedsrichter zum SC Küsnacht. Sofort hat es mir den Ärmel reingenommen. Ich bin ein Vereinsmensch und habe mich da richtig reingehängt. So wurde ich schon bald Speaker und Reporter oder organisierte Nachwuchsturniere. 2003 fragte man mich dann, ob ich vollamtlich bei GCK als Funktionär einsteigen möchte.
Deine Hauptaufgabe war – und ist es bis heute –, den Spielbetrieb in der Nati B, der heutigen Swiss League, zu managen. In dieser Zeit hat sich die Liga und das Hockey krass verändert. Was hast Du alles miterlebt?
Die Liga ist immer professioneller geworden. Das bedeutet, dass auf uns Funktionäre vermehrt nicht hockeyspezifische Aufgaben zukommen. Alles wird moderner, vor allem, was die Technik angeht. So wurde beispielsweise zuerst einmal der Torrichter durch eine Hintertorkamera ersetzt. Irgendwann brauchte es auch keine Statistiker mehr. Im Moment beschäftigt uns das Thema Livestreams, damit die GCK-Spiele von überall verfolgt werden können.
Dabei seid ihr auf unzählige freiwillige Helferinnen und Helfer, die Volunteers, angewiesen. Wie schwierig ist es heutzutage, genügend Ehrenamtliche zu finden?
Das wird immer schwieriger. Im Moment kommen wir mit unserem bestehenden Team gerade noch so durch. Doch wir alle werden nicht jünger, und es mangelt an Nachwuchs. Eigentlich gäbe es viele, die sich gerne bei uns engagieren möchten, wir bekommen relativ viele Anfragen. Nur springen viele wieder ab, wenn sie erfahren, dass sie bei uns nichts verdienen.
Falls sich jetzt beim Lesen jemand angesprochen fühlt: Für welche Aufgaben brauchts noch Freiwillige für nächste Saison?
Das Speaker-Team ist relativ dünn besetzt. Wir sind aber auch immer wieder froh um Leute, die beim Grillieren helfen oder an den Spielen Getränke verkaufen.
Jetzt aber zurück zum Sport. Diesem widmest Du dich schon seit 20 Jahren vollamtlich. Welche Highlights kommen dir spontan in den Sinn, wenn Du auf diese Zeit zurückblickst? Etwa die letzte Saison? Der 3. Rang in der Qualifikation, die Halbfinal-Qualifikation gegen Basel und das knappe Scheitern an Finalist Olten bedeuteten die beste Saison in der Geschichte der GCK Lions!
Die letzte Saison und insbesondere die Qualifikation für den Playoff-Halbfinal waren sensationell. Ganz klar auch ein Highlight war die gewonnene Playoff-Serie gegen den SC Langenthal 2007. Damals konnte man sich seinen Gegner noch aussuchen. Langenthal entschied sich für uns, weil sie offenbar dachten, wir seien die kleinste Hürde. So voll wie bei diesen Spielen war die Halle selten. Zu erwähnen gilt es aber auch die Playoff-Serie gegen Kloten Anfang letztes Jahr. Wegen dem Umbau der KEK spielten wir in Oerlikon – immer vor toller Kulisse!
Du bist zwar nicht direkt fürs Sportliche zuständig, trotzdem aber natürlich hautnah dabei und sehr eng bei der Mannschaft. Wie gehst Du mit Niederlagen um?
Niederlagen nerven mich! Alles andere wäre aber auch komisch. Bei uns ist die Situation sowieso speziell, sind wir ja ein Nachwuchs- und Ausbildungsteam. Da gibt es immer mal wieder Situationen, wo unsere besten Spieler oder Ausländer beim ZSC aushelfen müssen. Verliert unsere dezimierte Mannschaft dann, tut das genauso weh, ist aber anders einzuordnen. Ich freue mich deshalb nicht nur über den kurzfristigen, sondern vor allem auch über den langfristigen Erfolg.
Das bedeutet?
Ich freue mich über jeden Spieler, der bei uns ausgebildet wurde und danach Profi wird. Auch bei einem anderen Team. Viele Spieler erkennen mich noch immer, wenn wir uns über den Weg laufen. Das schätze ich enorm!
Mit dem Umbau der Kunsteisbahn und der neuen Infrastruktur hat der Lions-Nachwuchs nun noch bessere Trainingsmöglichkeiten. Damit das möglich wurde, mussten Du und dein Team aber einiges leisten.
Das war wirklich eine unglaublich strenge und intensive Zeit. Wir mussten innert vier Tagen während laufendem Betrieb alles ausräumen, daneben musste ich noch die Playoff-Spiele gegen Kloten organisieren. Anfang dieses Jahres musste alles wieder eingeräumt werden. Gerade den Gastrobereich wieder einzurichten, hat uns sehr viel Arbeit gekostet. Bis im Februar war die KEK noch eine Baustelle. Und gleichzeitig wurde trainiert und gespielt. Eine verrückte Zeit. Ich kann meinen Funktionären gar nicht genug danken, was sie in dieser Zeit, aber auch sonst, geleistet haben! Ohne unsere grossartigen Volunteers wäre das alles gar nicht erst möglich gewesen.
Und die unzähligen Arbeitsstunden haben sich definitiv gelohnt.
Auf jeden Fall! Was uns die Familie Frey hier ermöglicht hat, das kann man gar nicht genug wertschätzen. Überhaupt sind alle rundum zufrieden. Und das ist der grosse Lohn meiner täglichen Arbeit. Das Lächeln der Zuschauerinnen und Zuschauer nach einem guten Spiel – oder die Freude der Kinder im Training. Genau wegen solchen Momenten würde ich auch nach 20 Jahren für kein Geld der Welt einen anderen Job wollen.