Die folgenden Zeilen sind wohl die schwierigsten in der Saison 2021/22. Schluss, aus und vorbei, die ZSC Lions verpassen den zehnten Titel im alles entscheidenden Spiel 7 in der Bossard Arena. Es hätte wohl einfach nicht sein sollen. Der vierte und damit letzte Sieg wollte einfach nicht wahr werden. Vier Spiele lang hatten die Zürcher die Chance den Sack zuzumachen, erledigt haben diesen Job schlussendlich die Zuger. Mit dem Wasser bis zum Hals ist aus dem amtierenden Meister ein Assassin geworden, der Lunte gerochen hat. Mit dem Killerinstinkt, der seines gleichen sucht, hat der EVZ die ZSC Lions schlussendlich doch niedergerungen. Des einen Leid ist des anderen Freud. Für die Zürcher bleibt nur das silberige Edelmetall, während sich die Zuger mit dem begehrten Gold schmücken dürfen.
Schon wieder
Es sind keine zwei Minuten gespielt, das passiert es wieder. Dieses leuchtende Tor öffnet sich wieder und dass erneut sehr früh in der Partie. Nach einem genialen Effort von Garret Roe landet die Scheibe bei Justin Azevedo, der eiskalt zum 1:0 für die ZSC Lions einnetzt. Im Hallenstadion brechen somit nach zwei Minuten alle Dämme, die Zürcher sind für den Moment wieder auf Wolke 7 wiederzufinden. Dieses imaginäre Bild mit dem Tor zum Glück haben wir vom Eismeister Zaugg gestohlen, doch es passt leider wie die Faust aufs Auge. Denn noch im ersten Drittel kommen die Zuger zurück. Dario Simion, sozusagen die Lebensversicherung der Zuger in diesem Final, egalisiert das Spiel. Die Vorarbeit von Jan Kovar ist ein weiteres Mal eine Augenweide und sucht seines gleichen in dieser Liga. Dieses Tor tut extrem weh, denn die Zürcher haben im ersten Drittel eigentlich alles im Griff und auch die Stimmung in der Bossard Arena ist eher milde. Logisch, das Hallenstadion hat diese Do-or-Die-Spiele hinter sich, in denen die Anspannung einfach zu gross ist, um wie wild sein Team anzufeuern. Noch schlimmer wird es aus Sicht der Lions in Minute 34. Diesmal ist es Fabrice Herzog der für den EVZ trifft. Nun sind auch die letzten Zuger Fans wach und merken, dass ihr Team dem Titel wohl ein kleines Stück näher ist als der ZSC.
Schlussoffensive
Die ganz grosse Schlussoffensive bleibt aus. Zwar versuchen die Löwen das Spieldiktat in die Hand zu nehmen, doch so richtig will das nicht funktionieren. Jeglicher Aufwand wird in diesem Schlussdrittel nicht belohnt. Die Schussstatistik spricht für den Zett, doch wenn die Scheibe nicht rein will, bringt dir jegliche Statistik nichts. Ein Lob geht an dieser Stelle erneut an unseren Goalie Jakub Kovar. Der Hexer vom Dienst hält seine Mannschaft lange im Spiel. Denn wenn der EVZ vors Tor gekommen ist, wird es jeweils richtig gefährlich. Der Import-Torhüter bleibt der Organisation sicherlich in schöner Erinnerung, trotz unrühmlichem Ende. Der Goalie-Coach der ZSC Lions definiert seine Leistungen in den Playoffs mit dem wohl passendsten Wort: unglaublich. Unglaublich ist am Ende des Tages auch die Geschichte der Zürcher in der Saison 2021/22. Im positiven, wie auch im negativen Sinne. Auch wenn der jetzige Moment schmerzt, haben uns unsere Löwen viele tolle und elektrisierende Momente geschenkt in dieser Saison – nicht zuletzt in den Playoffs. Gegen Biel mit der Wende, gegen Fribourg mit dem «Sweep». Nun heisst es tief durchatmen und diesen Moment verdauen. Nächstes Jahr greifen wir wieder an. Mit einem neuen Tempel, mit neuem Spirit, aber dem gleichen Löwenherz wie jedes Jahr. ZSC suscht gar nüt!
(Marko Filipovic, Zug)