Freitagabend, Schauplatz BCF Arena in Fribourg, volles Haus und zwei ebenbürtige Teams: der Halbfinal der Playoffs 2022 ist angerichtet. Nun geht es definitiv ans Eingemachte und für die beiden Mannschaften gibt es nur eine Marschroute, und zwar die in Richtung Finale. Die Partie zwischen dem HC Fribourg-Gottéron und den ZSC Lions hält von Beginn weg was sie verspricht. Es wird temporeiches Eishockey gespielt, harte, aber faire Checks verteilt, Nickligkeiten werden ausgetauscht und bis zum Schluss gefightet. Chancen gibt es auf beiden Seiten zu genüge. Eigentlich ist während der ganzen Spielzeit keine Mannschaft wirklich überlegen. Deshalb ist es wenig verwunderlich, dass am Ende des Tages ein einziges Tor über Sieg oder Niederlage entschieden hat. Übrigens war dies in der Regular Season bei drei von vier Aufeinandertreffen ebenfalls so.
Immer in Front
Assistenztrainer Johan Andersson resümiert die Partie am Ende kurz und prägnant: «Je länger die Partie dauerte, desto mehr Spielkontrolle haben wir erlangt. Gottéron schlägst du nicht zufällig. Sie haben gefährliche Stürmer, sind schwer zu bespielen und gerade deshalb ist dieser Auswärtssieg umso wichtiger für uns.» Die Lions haben tatsächlich während der regulären Spielzeit weniger vom Spiel, werden aber je länger das Spiel dauert stärker. Was die Lions heute besonders gut können? Vorlegen. Diesmal sind nicht mehr fünf Zeigerumdrehungen übrig, sondern erst gespielt, als Denis Hollenstein einnetzt. Doch die Feier bleibt von kurzer Dauer. Mit einem schnellen Konter und ein bisschen Glück beim Nachschuss egalisiert DiDomenico für die Hausherren prompt. Danach zeigt der Zett, woran sich bereits der EHC Biel die Zähne ausgebissen hat: nämlich im Powerplay. Reihenweise wandern Zürcher auf die Strafbank, doch das Penalty Killing ist auch am heutigen Abend erneut vorzüglich. Da im Mitteldrittel wenig passiert, springen wir direkt in die erste Minute des dritten Abschnitts. Andrighetto geht vergessen und schlenzt die Scheibe herrlich an Reto Berra vorbei zur erneuten Führung. Doch Fribourg gibt nicht auf und findet heuer wieder einen Weg, um auszugleichen. Diesmal ist es Samuel Walser, der sich als Torschütze feiern kann und zum 2:2 ausgleicht. Es kommt danach trotz vieler brenzliger Situationen zu keiner Entscheidung binnen 60 Minuten: die Overtime steht also an!
Break
Wir drehen an der Uhr und gehen fünf Stunden zurück. Denis Malgin bindet gerade seinen Stock ein und führt ein wenig Smalltalk mit uns. Sein Ritual führt er nach dem Spielertunnel aus, was in Fribourg gleich vor der Heimkurve ist. Ein Security meint, er solle dies doch bitte anderswo erledigen. Um auf Nummer sicher zu gehen und sich vor den Fans in acht zu nehmen. Aber Denis Malgin dreht den Spiess um. Es sind die Drachen, die sich vor ihm Fürchten müssen und nicht umgekehrt. Denn in der 82. Minute vollendet er unwiderstehlich ein herrliches Zusammenspiel mit Maxim Noreau und trifft mitten ins Fribourger Herz. Es ist der Late-Night-Winner der zum 3:2-Sieg für den Zett führt und so das Break perfekt macht. Es bestätigt sich also, die Lions können «Overtime 2» in den Playoffs 2022.
(Marko Filipovic, Fribourg)