Die Partie ist wahrlich keine, die Fans von den Sitzen reisst. Und doch stehen sie in der letzten Minute und peitschen ihre beiden Teams an. Die Anzeigetafel ist nicht auf der Seite des ZSC: 1:2-Rückstand und keine 100 Sekunden mehr zu gehen. Hrubec muss für einen weiteren Feldspieler weichen und nimmt sich bereits die Maske vom Kopf, um einen möglichen späten Ausgleich besser sehen zu können. Die Scheibe zirkuliert gut, die Lions drücken. Gleichzeitig parkiert der EVZ gefühlt seinen Mannschaftsbus vor Leonardo Genoni und verteidigt wie wild gegen den letzten Zürcher Ansturm. 15 Sekunden vor dem Ende landet der Hartgummi auf der Kelle von Sven Andrighetto, der wie eine Peitsche sein Arbeitsgerät durchzieht und auf das Tor hofft. Einen Augenblick später klatscht der Puck an die Torumrandung und fliegt ins Fangnetz hinter dem Tor. Während die beste Zürcher Chance aus der Schlussoffensive somit erfolglos bleibt, atmen die Zuger tief durch und dürfen sich wenig später jubelnd auf die Heimreise machen.
Guter Start
Eigentlich dürfen sich die ZSC-Fans über einen gelungen Start in den Abend freuen. Der Löwenkäfig ist bereit für das Z-Duell und darf sich in der Anfangsphase einer soliden Show erfreuen. So richtig Stimmung gibt es dann in der zehnten Minute, als Denis Malgin seine Farben in Führung schiesst. Sein emotionaler Torjubel ist eindeutig: endlich ist die Scheibe drin! Es ist sein erstes NL-Tor seit Ende November. Zu diesem Zeitpunkt ist die Führung keineswegs gestohlen, doch die Partie bleibt ziemlich ausgeglichen. Auf die Zuger Antwort müssen die mitgereisten Gästefans nicht lange warten. Nach 19 Sekunden Powerplay gleicht Mike Künzle zum 1:1 aus (16'). Obwohl das Boxplay beim Zett in den letzten Spielen gut war, konnten sie den Ausgleich nicht verhindern. Immerhin ist das EVZ-Powerplay die Nummer 3 der Liga. Der Mittelabschnitt ist exakt 120 Sekunden alt, als Leon Muggli auf Zuspiel von Mike Künzle das 2:1 erzielt und den späteren Siegtreffer. Ärgerlich für die Zürcher, die nicht konsequent genug agieren und dem Gästeteam bei dieser Szene einfaches Spiel gewähren.
Fehlende Durchschlagskraft
Den Rest des Mitteldrittels überspringen wir gekonnt, denn viele Highlights bieten die restlichen 18 Minuten nicht. Obwohl die Lions in den letzten fünf Minuten gar eine doppelte Überzahl geniessen dürfen, gelingt nur ein einziger Schuss auf den Kasten von Genoni. So haben Marco Bayer und sein Coaching Team weitere 18 Minuten Zeit, um in der Pause die richtigen Worte zu finden. Und siehe da, die Limmatstädter tun von nun an mehr fürs Spiel. In der 45. Minute gibt es einen längeren Unterbruch, weil die Scheibe auf komische Art und Weise im Tor landet. Die Schiedsrichter geben das Tor nicht und auch zu einer Videokonsultation wird es nicht kommen - das Tor war regelwidrig, nachdem Genoni die Scheibe wohl bereits blockierte. Es folgt danach die wohl beste Phase der Lions. Die Scheibe rauscht das ein oder andere Mal am Tor vorbei, aber nicht an Genoni. So bleibt eben nur noch dieser Andrighetto-Hammer 15 Sekunden vor dem Ende, der nur an die Latte klatscht. «Wir müssen unbedingt zum Siegen zurückfinden. Wir müssen aus dieser Situation rauskommen, so schnell wie möglich», meint Mikko Lehtonen im Post-Game-Interview. Viel Zeit bleibt nicht, zumindest nicht was die Champions Hockey League anbelangt. Am Mittwoch wartet die erste Halbfinal-Partie in der Genfer Vernets. Es gilt nur eines: Zämestah und alles geh – Hopp ZSC!
(Marko Filipovic)