Es knistert in der Luft der Swiss Life Arena gewaltig vor dieser Partie. Im Intro auf dem grossen Videowürfel werden die Fans bekanntlich durch die zehn Meistertitel der ZSC Lions mitgenommen. Beim zehnten und letzten sind die Szenen der elektrisierenden Meisternacht vom 30. April 2024 zu sehen und Szenen zwischen den beiden heutigen Gegnern: dem Zett und LHC. Die gegnerischen Spieler sehen diese Moment nicht, da sie bereits voll fokussiert im Spielertunnel stehen, was womöglich auch besser ist. So nah dran damals und doch so fern nun vom Pott. Und doch ist das heute Abend alles Schnee von gestern. An jenem Abend standen sich die Protagonisten wie Gladiatoren gegenüber, heute sind es vermeintlich «normale» Eishockeyspieler, die ein Qualifikationsspiel der National League Saison 2024/25 austragen.
Wo bleibt der Gegner?
Die ZSC Lions zeigen Lausanne HC den Meister. Die Drops scheint in dieser Partie dann bereits zur Halbzeit gelutscht und die Hausherren zeigen sich für das heimische Publikum diesmal von ihrer besten Seite. Sie lassen kaum was anbrennen, sind meist sehr diszipliniert unterwegs und endlich eiskalt vor der gegnerischen Kiste. Nur im Powerplay da hapert es noch ein bischen. Zwischenzeitlich zeigt die Statistik an, dass die Zürcher über 36 Minuten torlos sind im Powerplay. Trotzdem scheint das Überzahlspiel flüssiger zu sein und es ist wortwörtlich nur noch eine Frage der Zeit, bis auch dieser Knoten platzt. Doch zurück zum Spiel: nach 40 Minuten führen die Lions komfortabel mit 4:0. Lausanne scheint kein Mittel zu haben, erneut in der Zürcher Swiss Life Arena etwas zu entführen. Im ersten Abschnitt sorgt Willy Riedi mit einem satten Schuss für die Führung nach 13 Minuten. Es ist wohl der Abend der Torpremieren: Sven Andrighetto zimmert nach herrlicher Solo-Vorlage von Dean Kukan die Scheiben zum ersten Mal in dieser Spielzeit in die Maschen und im zweiten Abschnitt darf auch Mikko Lehtonen sein erstes Tor feiern. Die Vorentscheidung gelingt Jesper Frödén, der in der 37. Minute auf 4:0 erhöht. Auch wenn es die Lions in dieser Saison oft spannend machten, so scheint Lausanne an diesem Samstagabend nicht auf der Höhe zu sein. «Ausser Spesen nichts gewesen» werden sich die Gäste denken. Fun Fact: beim Torwandschiessen in der zweiten Pause ist ebenfalls ein Kandidat mit dabei, der sich von der Torlaune der Spieler anstecken liess und seinen souverän versenkt. Chapeau!
Tabellenführer über Nacht
Das letzte Drittel ist dann eher was für den humorlosen Unterhaltungswert als taktisches Schablonen-Hockey. Doch gut Lachen haben die Zürcher immer noch. Allem voran Santtu Kinnunen. Der Finnische Verteidiger erzielt gegen Lausanne HC sein erstes Tor in der National League. Besonders Mitspieler Chris Baltisberger freut es so sehr, als wäre es sein eigenes Tor gewesen. So sieht Teamspirit aus! Ein weiteres Beispiel für die gute Stimmung in der Mannschaft ist der sechste Treffer der Lions. Sigrist tänzelt vor dem LHC-Goalie hin und her, um schlussendlich den nebenan stehenden Willy Riedi uneigensinnig zu bedienen. Willy weiss wem er seine Doublette zu verdanken hat und zeigt mustergültig in Richtung Nummer 13. Das Lausanne ebenfalls noch drei Mal einnetzt in diesem Drittel bleibt Makulatur und ist zu verkraften. Die ZSC Lions bezwingen Lausanne mit 6:3. Da die Verfolger aus Bern, Kloten und eben Lausanne allesamt ihre Partien verlieren, übernachtet der Zett vorerst als Leader der National League. Morgen geht es bereits um 15:45 los in Davos. Der HCD hat seinen Vorabendpartie ebenfalls souverän in Fribourg gemeistert und mit 1:0 gewonnen.
(Marko Filipovic)