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Einschätzung: Der 9. Meistertitel ist kein Titel mit Ansage

Einschätzung: Der 9. Meistertitel ist kein Titel mit Ansage

Die Hierarchie im Schweizer Frauenhockey bleibt gewahrt: Die ZSC Lions Frauen gewinnen die Belle in Bern mit 3:0 und holen ihren 9. Meistertitel. Dem ebenbürtigen SCB bleibt «nur» der Quali- und Cupsieg sowie die Meisterschafts-Silbermedaille.

Der 9. Meistertitel

… ist kein Titel mit Ansage. Die ZSC Lions Frauen waren über weite Strecken der Qualifikation nur zweitbeste, aber sie waren zum richtigen Zeitpunkt back on track und vor allem waren sie heiss auf diesen Titel und zeigten kein Anzeichen von Genügsamkeit. Und dieser Wille war grösser als der Berner Traum vom Double. Nur gerade fünf Spielerinnen hatten das Gefühl eines Meistertitels noch nie erlebt: Christine Deaudelin, die souveräne kanadische Verteidigerin, Zoé Mächler, Jil Aschwanden, Tereza Lahova und Nati-Spielerin Vanessa Schaefer. Alle andern haben bereits mindestens einen (sechs Spielerinnen), zwei (acht Spielerinnen) oder mehr Titel gewonnen. Für Laura De Bastiani war es bereits die sechste. Für Lisa Rüedi, zusammen mit Sandy Heim und Sinja Leemann MVP der Finalserie, die fünfte Goldmedaille.

 

Der 9. Meistertitel

… ist ein Musterbeispiel für Teamwork, dafür, dass jede Spielerin die eigenen Interessen dem grossen Ganzen unterordnete und im Notfall für den andern in die Bresche sprang. Das merkten die Bernerinnen in der Belle vor 1891 (!) Zuschauern schmerzlich. Über eine Viertelstunde lang spielte der SCB in Überzahl, ein Tor gelang nicht. Auch weil das Zürcher Boxplay hervorragend funktionierte und jede Sekunde mit allerletztem Einsatz gekämpft wurde. Es sind bei den Löwinnen nicht einzelne Spielerinnen, die den Unterschied ausmachten, es war das ganze Team. Je länger die Playoffs dauerten, desto stil- und auch selbstsicherer wurden sie. Dabei spielte es keine (entscheidende) Rolle, ob Neo-Nati-Spielerin Vanessa Schaefer länger ausfiel oder die wohl beste Spielerin der Playoffs, Lisa Rüedi, krankheitsbedingt im dritten Spiel fehlte. Die Lücken schloss das Team. Es ist auch bezeichnend, dass die Zürcher Tore nicht nur durch Quali-Topscorerin Sinja Leemann geschossen wurden, sondern neben Lisa Rüedi und Alina Marti auch Spielerinnen wie Vanessa Schaefer, Dominique Scheurer, Sara Bachmann, Renée Lendi, Aurela Thalmann, Shannon Sigrist oder die Vierfach-Schützin Alessia Baechler trafen, deren Kernaufgabe nicht unbedingt das Toreschiessen ist.

 

Der 9. Meistertitel

… kam am Ende eines spannenden Abnützungskampfes in fünf Akten zustande. Die fünf Spiele waren intensiv, schnell, aggressiv, aber nie unsportlich, ein stetiges Auf und Ab. Heimsiege = Fehlanzeige. Keinem der beiden Teams gelang es in der torarmen Serie, sich entscheidend durchzusetzen. Zu gut waren die Defensivkonzepte beider Teams, (viel) zu gut die beiden Torhüterinnen. Es war – das darf man ruhig sagen – fünf Spiele lang beste Werbung für das Frauenhockey. Auch die Zuschauer zogen mit: Dreimal über 1'000 Fans in den beiden Hockey-Tempeln in Zürich und Bern, das darf sich sehen lassen. Die 5'595 Zuschauer in den fünf Partien, das sind mehr als zweieinhalb Mal so viele wie vor einem Jahr. Dass ausgerechnet zwei ehemalige Nati-Spielerinnen (Mariko Dale und Karin Williner) die Finallissima leiten durften, ist ein weiterer Beweis für die kontinuierliche Entwicklung des Frauenhockeys auch bei Schiedsrichtern.

 

Der 9. Meistertitel

… macht die ZSC Lions Frauen zudem zum Rekordmeister. Diese Führung werden sie auch nicht so schnell verlieren, denn der langjährige Konkurrent und achtfache Meister Ladies Lugano ist (leider) freiwillig in die SWHL-B abgestiegen. Der SC Bern hat die Liga dieses Jahr bereichert und wird auch nächste Saison an der Spitze mitmischen. Die diesjährige Finalserie war auch eine Premiere: erstmalig gewannen die Löwinnen als Nummer zwei der Qualifikation den Meistertitel der höchsten Frauenliga.

 

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