Wer von euch ist eigentlich schuld, dass die ganze Familie derart mit dem Eishockey-Virus infiziert ist?
Beatrice Wehrle: Das nehmen wir Eltern auf unsere Kappe. Schliesslich haben wir beide uns auch durchs Eishockey kennenglernt. Ich habe damals beim Schweizer Eishockeyverband gearbeitet, Daniel war Sportjournalist.
Daniel Wehrle: Per Telex hat sie uns jeweils die Skorerliste durchgeschickt. Diese Methode kennt unser Nachwuchs wohl gar nicht mehr. Später haben Beatrice und ich uns öfters auch an Länderspielen gesehen ...
Beatrice Wehrle: Nach der Kinderpause begann ich dann auf der Geschäftsstelle von GC zu arbeiten – nach der Fusion waren es ja dann die Lions. Und bin nun seit bald 30 Jahren dort.
Den Kindern wurde Eishockey und der ZSC also in die Wiege gelegt.
Diego Wehrle: Eishockey ist in unserer Familie omnipräsent. Ich erinnere mich noch gut, wie wir die Sportsendungen auf VHS-Kassetten aufgenommen haben und jeweils zum Frühstück gemeinsam die Hockey-Zusammenfassungen schauten.
Sandro Wehrle: Ich durfte meinen Vater immer mal wieder bei der Arbeit als Eishockeyreporter ins Stadion begleiten. Ich war sofort angefixt von der Atmosphäre, das hat mich seither nie mehr losgelassen.
Und davon geträumt, auch mal selbst unten auf dem Feld zu stehen?
Sandro Wehrle: Bei mir war das nie das grosse Ding. Ich habe schnell gemerkt, dass ich andere Stärken habe – ich fühle mich heute noch unwohl auf Schlittschuhen. (lacht)
Beatrice Wehrle: Bei Diego wars ganz anders. Er wollte schon früh Eishockey spielen. Zuerst haben wir uns noch dagegen gewehrt. Der Aufwand mit Fahrdiensten oder das dauernde Waschen der Ausrüstung ist nicht zu unterschätzen. Aber keine Chance: Diego hat sich durchgesetzt. (schmunzelt)
Und beinahe wäre ja eine Profikarriere daraus geworden …
Diego Wehrle: Nicht ganz … Immerhin bis in die U17 der ZSC Lions habe ich es geschafft. Irgendwann musste ich mir aber eingestehen, dass es nicht bis ganz nach oben reicht. Heute bin ich Trainer im ZSC-Nachwuchs und spiele selbst bei Küsnacht in der 2. Liga.
Wie sieht ein gemeinsamer Matchbesuch bei der Familie Wehrle aus?
Daniel: Witzig ist ja, dass wir über die Jahre zahllose Spiele gesehen haben, ich mich aber nicht erinnern kann, je zu viert ein Spiel im Stadion verfolgt zu haben. Ich habe früher eigentlich immer gearbeitet während den Spielen, Diego sitzt bei seinen Trainerkollegen, und Sandro steht in der Heimkurve.
Beatrice Wehrle: Immerhin sehen wir uns ab und zu in den Pausen auf einen kurzen Schwatz.
Wer von euch ist am emotionalsten im Stadion?
Beatrice Wehrle: Das ist definitiv Sandro! Also ich bin jeweils nicht heiser nach den Spielen! (lacht)
Sandro Wehrle: Das kann schon mal vorkommen. (lacht) Aber die Stimmung in der Kurve ist natürlich auch viel emotionaler als auf den übrigen Rängen. Das steckt halt an.
Und danach werden die Spiele am Familientisch besprochen?
Diego Wehrle: Natürlich ist der ZSC ein grosses Thema bei uns. Das kann dann schon auch mal etwas emotionaler werden, gerade mit unserem Vater.
Daniel Wehrle: Ich habe halt noch immer meinen objektiven journalistischen Blick aufs Geschehen. Da sage ich auch mal Dinge, die die anderen drei nicht hören wollen.
Zum Beispiel?
Daniel Wehrle: In der Finalserie gegen Zug beispielsweise. Ich habe nach der 3:0-Führung gesagt, dass es keine Chance gebe, diesen Titel zu gewinnen.
Sandro Wehrle: Das sind halt Dinge, die man als Fan einfach nicht hören will. (lacht)
Die Finalserie ist ein gutes Stichwort. Eine Achterbahn der Gefühle für jeden ZSC-Fan. Nicht nur wegen des unglaublich dramatischen Verlaufs, sondern auch mit dem Abschied vom Hallenstadion und der verpassten Möglichkeit, das mit einem Meistertitel zu tun.
Sandro Wehrle: Das war durchaus eine emotionale Zeit. Gerade das letzte Spiel im Hallenstadion war kaum auszuhalten. Und auch total komisch: Da war die grosse Enttäuschung nach der dritten Niederlage in Serie. Und die Emotionen der endenden Hallenstadion-Ära, die wir so gerne mit dem Meistertitel besiegelt hätten.
Beatrice Wehrle: Ja, das war schon ein ganz spezielles Spiel. Ich bin dann auch relativ bald nach Spielschluss gegangen. Am nächsten Tag bei der Arbeit musste ich die Mails aller enttäuschter Fans abfangen auf der Geschäftsstelle.
Daniel Wehrle: Für mich, der das erste Mal als kleiner Junge im Hallenstadion war und in Schwamendingen aufgewachsen ist, war das schon speziell. Man hat lange davon gesprochen, dass es bald so weit sein würde. Als der Zeitpunkt dann tatsächlich gekommen war, kamen dann schon Erinnerungen hoch.
Dafür war die Vorfreude auf die neue Saison umso grösser?
Sandro Wehrle: Die war riesig! Ich habe mich aufs neue Stadion gefreut – und natürlich auf die Stehplätze für die Heimkurve.
Beatrice Wehrle: Ich glaube, ich spreche für die ganze Familie, wenn ich sage, dass der Sommer lang genug war. (schmunzelt)