Den ZSC Lions gelingt an diesem Dienstagabend im Viertelfinal-Rückspiel vor über 6000 Zuschauern erneut ein kleines Wunder gegen die Eisbären aus Berlin. Kaum jemand hätte wohl gedacht, dass sich diese Partie wie eine Art «déjà-vu» anfühlen könnte. Während die Spieler nach 20 Minuten in den Katakomben verschwinden, schauen die Fans verdutzt auf die Anzeigetafel: 0:3! Zwei Drittel später jedoch werden sich die Gäste aus Deutschland wohl fragen, wie sie es zum zweiten Mal vergeigen konnten, einen solchen Drei-Tore-Vorsprung…
Von der Rolle
Andrighetto hat vorgewarnt: «wehe wir verschlafen den Start erneut, dann wird’s richtig schwierig.» Und doch bringen die Zürcher das Kunststück fertig, ins Rückspiel noch schlechter zu starten als noch vor zwei Wochen in der Uber Arena. Fünf Mal knallen die Gäste aufs Tor, drei Mal dürfen sie feiern im ersten Abschnitt. Hrubec wirkt verdutzt, die Mannschaft verwirrt. Aber der verletzte Denis Hollenstein meint ganz cool in der Pause: «die Jungs drehen die Partie noch, keine Sorge.» Es dauert dann tatsächlich nicht Mal 30 Sekunden im Mittelabschnitt, als Jesper Frödén und die ZSC Lions einchecken. Stadionspeaker Giovi Marti nutzt diese Gelegenheit und posaunt den schwedischen Namen gleich dreifach durch die Boxen und siehe da, der Funke springt über. Die Zürcher dominieren die Berliner von A bis Z zwischen Minute 21 und 40. Als Justin Sigrist dann kurz vor der zweiten Sirene auf 2:3 verkürzt, ist die Hoffnung auf den Halbfinaleinzug zurück. Mit diesem Resultat gäbe es zumindest eine Verlängerung. Doch die Zürcher wollen Drama, wie so oft und lassen die Fans noch länger Leiden in der Swiss Life Arena.
Wunder geschehen
Kaum sind die beiden Teams wieder auf dem Eis, gehen die DEL-Vertreter erneut in Führung. Blaine Byron stellt die Weichen auf Halbfinale für seine Farben. Während Serge Aubin und sein Team nun wieder hofft, spielt Juho Lammikko auf Zuspiel von Jesper Frödén den Spielverderber. Erneuter Anschluss zum 3:4 und die Party beginnt von neuem. Die Krönung gelingt dann dem Zehner der ZSC Lions. Andrighetto schnappt sich die Scheibe an der gegnerischen blauen Linie, vernascht einen Verteidiger, düpiert Goalie Hildebrand und jubelt danach in Richtung Berliner Spielerbank und ZSC-Fans. Mit der Hand am Ohr signalisiert er: are you not entertained? Den Deutschen läuft die Zeit nun redlich davon und sie nehmen den Goalie bereits vier Minuten vor Schluss aus dem Kasten. Danach reihen sich in Sachen «Empty-Net-Tore» bei den Zürchern eine Slapstick-Aktion an die andere. Macht nichts, denn zuvor trifft Grant nach tollem Zuspiel von Willy Riedi schon zum 5:4 und der Drops ist gelutscht. Schluss. Aus. Vorbei. Die Zürcher stehen im Halbfinal der Champions Hockey League. Im reinen Schweizer Duell mit Genf-Servette wird im Januar 2025 um den Finaleinzug gespielt.
(Marko Filipovic)