Joel Henry, du hast vor Kurzem das gemacht, wovon viele als kleine Buben träumen: Du hast beim ZSC einen Profivertrag unterschrieben. Kannst du dich an den Moment erinnern, als die Tinte trocken war?
Witzigerweise musste ich den Vertrag online unterschreiben, da gabs als nichts zu trocknen. (lacht) Ehrlich gesagt war das gar nicht unbedingt der Moment, den ich am meisten in Erinnerung habe. Das war eher das Gespräch mit Sven Leuenberger und Marc Crawford, in dem sie mir eröffnet haben, mich gerne hierbehalten zu wollen. Das war ein unglaublich gutes Gefühl.
Du spielst ja gerade deine punktemässig produktivste Swiss League-Saison deiner Karriere mit den GCK Lions. Hast du damit gerechnet, dass du fürs National League-Team zum Thema werden könntest?
Gerechnet damit habe ich definitiv nicht, das wäre auch vermessen gewesen. Trotzdem hatte ich natürlich ein gutes Gefühl, da mir auch letzte Saison schon gute Playoffs geglückt sind in der Swiss League. Danach durfte ich in der Vorbereitung das Sommertraining mit den ZSC Lions bestreiten.
Deine starken Leistungen sind definitiv nicht unbemerkt geblieben innerhalb der Lions-Organisation. So bist du bereits beim ersten Saisonspiel des ZSC zusammen mit der ersten Mannschaft nach Genf gereist und hast da dein Debüt gegeben. Hand aufs Herz: Wie nervös warst du?
Es wäre mir ehrlich gesagt lieber gewesen, hätten wir nicht ganz so weit fahren müssen. Unterwegs hatte ich schon sehr viel Zeit, um mir Gedanken zu machen. Das war für mein Nervenkostüm nicht geraden förderlich. (schmunzelt) Zum Glück ist das Team gespickt mit Routiniers, die mich sehr gut aufgenommen und mir enorm geholfen haben, ein gelungenes Debüt zu feiern.
Was meinten sie zu dir?
Ich neige dazu, mir selbst sehr viel Druck zu machen. Mir war bewusst, dass sich so viele wünschen würden, in meiner Position zu sein und mit dem ZSC spielen zu dürfen. Da musste ich einfach liefern. Die Routiniers konnten mich da beruhigen. Sie meinten zu mir, ich solle so einfach wie möglich spielen und nicht zu viel wollen. Das klappte ganz gut.
Es ist ja doch ein ziemlicher Unterschied zwischen Swiss League und National League. Woran merkt man das auf dem Eis?
Man hat auf höchstem Niveau schlicht und einfach viel weniger Zeit. In der Swiss League kann man mit der Scheibe am Stock auch mal etwas ausprobieren. Gehts in die Hose, wird auch nicht jeder Fehler gleich direkt bestraft. In der National League ist das ganz anders. An das viel höhere Tempo musste ich mich zuerst gewöhnen.
Du selbst bist ja kein Ur-Zürcher, sondern im Kanton Thurgau aufgewachsen, wo du auch mit dem Hockeyspielen begonnen hast. 2018 bist du in die U17 der Lions gewechselt. Weshalb?
Ich war bei drei verschiedenen National League-Clubs im Gespräch und habe jeweils ein Probetraining absolviert. Schliesslich wars ein Entscheid aus dem Bauch heraus: Beim ZSC hat es mir schlicht und einfach am besten gefallen. Hier hat alles super gepasst, das Umfeld, der Trainerstaff, die Perspektiven. So fiel mir der Entscheid leicht.
Was folgte, ist eine Erfolgsgeschichte: U17, U20, Swiss League, National League. Und das alles im Schnelldurchlauf.
Ja, ich kann mir wirklich glücklich schätzen, dass das alles so gut geklappt hat. Mir ist bewusst, dass dies nicht selbstverständlich ist und es im Leben eines Hockeyspielers unweigerlich auch zu Rückschlägen kommt. Darauf bin ich vorbereitet.
Das nächste Ziel wird sein, dich in der National League festzubeissen. Deine Rolle beim Zett wird nicht mehr dieselbe sein wie jetzt bei den GCK Lions. Wie bereitest du dich darauf vor?
Ich kenne die Situation relativ gut. Als ich neu in die Swiss League zu den GCK Lions kam, hat auch niemand auf mich gewartet. Ich musste mich auch da zuerst beweisen und mich mit guten Leistungen aufdrängen. Das wird nächste Saison bei den ZSC Lions nicht anders sein. Es ist ziemlich einfach: Ich muss hart arbeiten und mir meinen Platz erkämpfen.
Wie tickt das ZSC-Nachwuchstalent eigentlich privat?
Neben dem Eis versuche ich so viel Zeit wie möglich mit meinen Liebsten zu verbringen. Sei es mit der Freundin oder meinen Kollegen. Wenn immer möglich und wenn es die Zeit zulässt, besuche ich meine Familie zuhause im Thurgau. Aber auch in der Freizeit mache ich eigentlich am liebsten Sport. Hauptsache, ich kann mich bewegen.