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Jung-Schiedsrichter mit grossen Ambitionen

Jung-Schiedsrichter mit grossen Ambitionen

Jamie Amrein ist zwar erst 19-jährig, hat aber schon über acht Jahre Erfahrung als Schiedsrichter. Das Lions-Eigengewächs erzählt, warum es ab nächster Saison ganz die «Seiten» wechselt.

Jamie Amrein hat gerade die strengsten 18 Wochen seines Lebens hinter sich: In Herisau und St. Luzisteig hat der 19-Jährige gelernt, wie man als Infanterist einen Piranha-Panzer auf Schweizer Strassen fährt und damit schiesst und wie man korrekte Funksprüche absetzt. Nach der Rekrutenschule ist aber keineswegs eine Pause angesagt. Für den U20-A-Spieler und Schiedsrichter der Lions geht es anfangs November direkt weiter mit seinem neuen Job. Der Birmensdorfer ist nach seiner Lehre als Elektroniker bei der ABB im Betrieb geblieben und startete dort in einer neuen Abteilung in der Montage als Automatiker. Auf dem Eis steht Amrein regelmässig als U20-A-Spieler und pfeift auch zweimal pro Woche in der U13 und U15. Der Nachwuchs-Schiedsrichter hat grosse Ambitionen.

 

Jamie, du hattest mit Militär, Jobwechsel, Schiedsrichtersein und U20-A-Einsätzen eine sehr strenge Zeit. Wie hast du alles unter einen Hut gebracht?

Die 18 Wochen in der Rekrutenschule waren schon sehr anstrengend für mich. Ich war in dieser Zeit deshalb nicht als Schiedsrichter unterwegs. Die Planung wäre sehr schwierig gewesen, weil immer die Gefahr bestand, dass ich kurzfristig Spiele wieder hätte absagen müssen. Denn sehr oft musste ich bereits am Sonntagabend wieder einrücken. Wenn Not am Mann war und es sich mit dem Dienstbetrieb in Einklang bringen liess, habe ich aber verschiedentlich in der U20-A als Spieler ausgeholfen. Einmal spielte ich einen Tag nach unserem 35-Kilometer-Marsch. Das war nicht einfach. Nebst Anfangsschwierigkeiten habe ich vor allem gegen das Ende des Spiels meine Beine enorm gespürt. Trotz dieser Strapazen habe ich den Einsatz genossen. Es war schön zu sehen, wie stark ich das Eis vermisst habe in meiner Abwesenheit.

 

Wann hast du angefangen Schiedsrichtersein zu sein?

Ich habe vor circa acht Jahren als 11-Jähriger damit angefangen. Mein ehemaliger Trainer Fabio Schwarz fragte mich an, ob ich ein Spiel seines Teams pfeifen möchte. Ich habe meinen Eishockey-Helm «umgeschraubt» und bin ohne Erfahrung als Schiedsrichter aufs Eis. Es hat mir so sehr gefallen, dass ich danach meine ersten Kurse besucht habe.

 

Was fasziniert dich an diesem Job?

Ich leite gerne die Spiele und sehe gerne die Emotionen der Spieler. Ich schaue in die Gesichter der Kinder und ich erinnere mich, wie ich mich damals als Kind gefühlt habe, wenn wir gewonnen oder verloren haben. Es ist für mich ein grosses Privileg, dem Schweizer Eishockey damit etwas zurückzugeben. Es ist ein anspruchsvoller Job – viele vergessen das oder sehen es nicht. Als Schiedsrichter ist man nicht perfekt und es kann vorkommen, dass man etwas verpasst oder nicht richtig sieht. Es ist mir daher wichtig, dass man als Spieler auch die andere Seite wahrnimmt.

 

Inwiefern?

Es hilft, ein besserer und kompletterer Spieler zu werden. Ich würde diesen Weg jedem Nachwuchsspieler empfehlen. Es ist eine sehr wertvolle Erfahrung, die Spiele aus einer anderen Sicht zu sehen. Danach kannst du als Spieler besser nachvollziehen, wie und warum der «Schiri» eine Szene so beurteilt. Und natürlich: Man lernt die Regeln wirklich in- und auswendig. So weiss man auch, wie man besondere Regeln für sich nutzen kann.

 

Du besuchst auch regelmässig mit deiner Familie Spiele der ZSC Lions. Hilft es dir auch da?

Ja, klar. Es gibt so viele Leute im Stadion, die gegen die Schiedsrichter fluchen. Auch ich war früher so. Jetzt kann ich die Situation viel besser beurteilen und bin mehr auf der Seite der Schiedsrichter. Durch den Perspektiven-Wechsel erkenne ich jetzt, was es alles braucht, damit man ein Spiel im Griff hat.

 

Wie gehst du mit Kritik um?

Konstruktive Kritik nehme ich gerne entgegen. Und mit sogenannten Fan-Beleidigungen lernt man umzugehen. Ich versuche, sie an mir abprallen zu lassen. Denn man soll sich von solchen negativen Sachen nicht abhalten lassen. Menschen machen Fehler. Es ist wichtig, aus den Fehlern zu lernen. Ein Schiedsrichter-Kollege hat einem Fan auch schon einen Anmeldeflyer für einen Schiedsrichterkurs in die Hand gedrückt und gesagt, er soll es doch selbst versuchen und es besser machen. Das fand ich einen ziemlich guten Konter.

 

Du spielst noch gleichzeitig in der U20-A-Stufe. Welche Karriere strebst du nun aber an?

Für mich ist klar: Ich möchte Schiedsrichter in der National League werden und dafür werde ich alles tun. Deshalb werde ich im Frühling als Spieler im Nachwuchs aufhören und als Schiedsrichter in die Aktivliga wechseln. Als Spieler möchte ich aber nicht ganz aufhören, ich werde mir eine Plauschmannschaft suchen. Auf dem Eis sein macht mir einfach viel zu viel Spass.

Werde Schiedsrichter

 

Die Lions-Organisation ist auf der Suche nach Schiedsrichter in der Aktivliga. «Uns fehlen insgesamt acht Pflichtschiedsrichter», sagt Schiedsrichter-Chef Manfred Frischknecht. Nächste Saison werden altersbedingte Rücktritte dazukommen. Deshalb sei es wichtig, dass junge Spieler nachrücken können. Spieler, die ihre Eishockey-Karriere beenden, würden sich besonders gut eignen für eine zweite Karriere als Schiedsrichter. «Das liegt ja auf der Hand, sie kennen das Schweizer Eishockey am besten und können so immer noch dabeibleiben.» Ausserdem hat es auch einen schönen Nebeneffekt: «Mit einem tollen Hobby verdient man zudem ganz gutes Feriengeld.»

 

Hast Du Freude am Eishockey? Bist Du schnell auf den Schlittschuhen unterwegs? Liebst Du Herausforderungen? Hast Du freie Zeit, die Du sinnvoll nutzen willst? Wenn Du diese Fragen mit «JA» beantworten kannst, dann würden wir uns freuen, Dich in unserem Team zu begrüssen! Details & Anmeldung auf www.zsclions.ch/schiedsrichter

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