Knapp fünf Minuten Autofahrt von Yannick Webers zu Hause kommen wir in Höngg an und blicken als aller erstes in die Zukunft. Mit einem Fingerzeig in Richtung Swiss Life Arena peilt er an, wo er und seine Teamkameraden künftig für den Zett auf Punktejagd gehen werden. «Ein Upgrade ist immer eine Vorfreude. Der Umzug in das neue Stadion ist mit viel Freude verbunden. Ein Projekt, auf das die die ganze ZSC Lions-Organisation stolz sein kann.» Der Verteidigungsminister, der im Sommer 2021 bei den Lions für drei Jahre unterschrieben hat, blickt deshalb gerne bereits ein Stück in die Ferne. Doch er vergisst dabei nicht die Gegenwart und schon gar nicht seine Vergangenheit.
Auf Wiedersehen Schweiz
Ausgebildet in der Jugendakademie des SC Bern, wagt Weber im Alter von 16 den Schritt nach Nordamerika. In der Canadian Hockey League beisst er sich durch und empfiehlt sich für höhere Aufgaben. Beim Zett trifft er mit Justin Azevedo auf einen ehemaligen Weggefährten aus jener Zeit. Zwei Saison lang haben sie in der kanadischen Juniorenliga die Garderobe geteilt und gar am Ende den Titel geholt. Danach absolviert der Verteidiger über 500 Spiele in der National Hockey League. Seine Arbeitgeber sind Montreal, Vancouver, Nashville und Pittsburgh. Ein weiterer Kreis schliesst sich für Yannick Weber, als er 2016 bei den Predators aus Nashville anheuert. Denn dort trifft er auf seinen alten Freund Roman Josi, mit dem er bereits in der Kindheit zusammengespielt hat. Gemeinsam kämpfen die beiden sich 2017 in den Stanley-Cup-Final, wo sie leider gegen Crosby & Co. den Kürzeren ziehen. Auf den Captain der Pittsburgh Penguins kommen wir später nochmals zurück.
Mensch, Spieler und Vorbild
Yannick Weber ist ein Familienmensch und geniesst deshalb mit der Rückkehr in die Schweiz etwas, was zuvor nicht alltäglich war. Er kann regelmässig vor den Augen seiner Eltern und Grosseltern Eishockey spielen – diese Nähe hat es früher kaum gegeben. Den ZSC erlebt er in dieser kurzen Zeit als sehr professionelle Organisation. «Ich habe in meiner Karriere einen sehr steinigen Weg gehabt, war nie der Superstar. Ich kann dafür von mir behaupten: ich konnte ihn meistern.» Und genau das ist etwas, was er gerne weitergibt. «Ein Leader zu sein, ist Teil meiner Aufgabe in Zürich. Es braucht von mir mehr, als nur die Leistung zu bringen», fügt er hinzu. Weber ist nicht der grösste Geschichtenerzähler im Team, bringt aber viel Erfahrung mit in die Garderobe und ist einer, der das Profi-Dasein vorlebt. Überhaupt fühlt er sich im Löwen-Dress äusserst wohl und ist froh, beim Zett angeheuert zu haben. «Dadurch, dass ich für drei Jahre hier unterschrieben habe, kann ich später gut behaupten, ein Teil der ZSC-Geschichte gewesen zu sein.» Der Fokus liegt aber klar auf der jetzigen und letzten Saison im Hallenstadion: «Wir möchten am Ende ganz oben stehen», meint er dazu fest entschlossen.
Hockeyschule «Sidney»
«Meine wertvollste Ausbildung ist das Hockey. Dank all den Jahren auf dem Eis habe ich viele Dinge gelernt. Anders wäre ich nie auf dieses Level gekommen», sagt Weber. Sein Ziel ist es, sein Knowhow weitergeben zu können. Eine kurze, aber sehr spezielle Zeit hat der Verteidiger indes während seiner letzten NHL-Saison in Pittsburgh erlebt. «Viele denken sich, der hat ja dort kaum gespielt. Doch ich wusste, auf was ich mich einlasse und durfte mit Malkin, Letang und Crosby spielen – Spieler, die alles erreicht haben.» Vor Letzterem hat er den allergrössten Respekt. «Es ist nicht normal, dass Spieler mit solch einem Status so viel für die Mannschaft tun. Sidney Crosby ist der Erste im Training und der Letzte, der geht. Erst durch die tägliche Arbeit mit ihm siehst du, wie gut der ist. Es ist nicht selbstverständlich, dass ein grosser Spieler ein noch grösserer Mensch ist. Er jedoch ist ein echter Anführer, auf und neben dem Eis. Und genau diese Erfahrung ist Gold wert für mich. Dieses kleine Stückchen «Crosby» möchte ich tagtäglich vorleben», sind Webers imposante Worte zum Schluss.