Da staunt die Spielerbank der Gastgeber nicht schlecht, als ihr Fanblock nach knapp 35 Minuten den Countdown runter zählt und frenetisch jubelt. Tanner Richard & Co. bleibt nur das Kopfschütteln in diesem Moment, denn die Aktion der eigenen Fans ist ironischer Herkunft. Während der Fanblock der Servettien dazu noch Handylampen für einen romantischen Anblick zündet, findet sich die Mannschaft von Rikard Franzén in einem Alptraum wieder. Die ZSC Lions führen zu diesem Zeitpunkt nämlich bereits mit 6:0 - ein Horrorszenario.
Das Pulver verschossen
Schon den ganzen Tag herrscht gute und fokussierte Stimmung bei den Limmatstädtern. Ein Playoff-Spiel mitten im Januar! Das hat sich die Mannschaft noch vor der Jahreswende mit guten Auftritten in der CHL-Regular Season und späteren KO-Phase verdient. Nun aber wartet der amtierende Champions Hockey League-Sieger Genève-Servette auf die Mannschaft von Marco Bayer - also die Könige von Europa. Mit einer krachenden Intro-Szenerie gleiten die Heimspieler wie einst Gladiatoren aufs Eis. Begleitet von viel Feuer, Show und einem fliegenden Adler. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, Sherkan (der Adler) wird heute Abend für Genf am höchsten Fliegen und der Rest der Truppe wird eine klassische Bruchlandung erleiden. Der wundersame Auftritt der Zürcher beginnt bereits nach 78 Sekunden. Yannick Zehnder bringt die ZSC Lions in Front und klatscht mit breitem Grinsen bei den Kollegen ab. Zehn Minuten später schiebt Baechler auf geniale Vorarbeit von GCK-Leihgabe Jarno Kärki gegen Antti Raanta zum 2:0 ein. Alles noch halb so wild aus Sicht der Grenats, die sich in der kommenden Pause sammeln können und den Gameplan justieren wollen.
Löwenstarker Mittelabschnitt
Auch im zweiten Abschnitt brauchen die Gäste gerade Mal 75 Sekunden, um den Score auf 3:0 dank Mikko Lehtonen zu erhöhen. Von diesem Schock wird sich die Genfer Mannschaft nicht mehr erholen. Im Gegenteil, sie fällt in den kommenden Minuten sehr undiszipliniert auf und verspielt sich so selbst die Chance, den Fehlstart zu korrigieren. Zwischen der 28. und 36. Minute netzten die Zürcher gleich dreifach ein. Rudolfs Balcers mit einem Doppelpack innert 165 Sekunden (Powerplay und 5 gg. 5) und Derek Grant der ebenfalls im Powerplay auf das zwischenzeitliche 6:0 erhöht. Erst im Schlussdrittel können die Genfer Simon Hrubec bezwingen und auf 1:6 verkürzen. Danach geht toretechnisch nichts mehr - rien ne vas plus! Dazwischen gesellen sich reihenweise Genfer auf die Strafbank und Marco Miranda gar vorzeitig unter die Dusche. Die Lions schaffen es jedoch kühlen Kopf zu bewahren und spielen die restlichen Minuten gekonnt herunter, ohne die Kontrolle über das Spiel zu verlieren. Somit gehen die Zürcher mit einem Fünf-Tore-Vorsprung ins Rückspiel am kommenden Dienstag im Löwenkäfig (20:15 Uhr). Bravo ZSC! Nochmals so ein Auftritt und der Final der Champions Hockey League wird Wirklichkeit.
(Marko Filipovic, Genf)