Tja, was schreibt man nach solch einem Spiel? Zuerst vom zwischenzeitlichen Hurra berichten und dann von der wie verhexten Wende des Kantonsrivalen, oder kommt man gleich zur Sache? Am besten wohl zweiteres. Die ZSC Lions vollbringen das Kunststück aus einer 4:1-Führung noch eine 4:5-Niederlage nach Verlängerung zu kassieren. Total bitter und wohl ein sogenannter «Betriebsunfall». Das Derbys ohnehin eigene Regel haben und sonderbare Geschichten schreiben, ist allen bekannt. Nur schade, dass die Zürcher in den letzten Derby’s öfters für eine Gruselgeschichte sorgen, als für eine Happy-End-Story. So oder so, das Derby mit den Flughafenstädtern ist um einen weiteren Krimi reicher.
«Juhu»
Die Limmatstädter sind bis zur 48. Minute nicht nur auf Kurs, sondern geben Ton und Richtung an. Kloten setzt zwar immer wieder Nadelstiche, mehr aber auch nicht. Es sind die Herren von Marco Bayer, die an das starke zweite Drittel gegen Lausanne anknüpfen. Viel Spielwitz, gradliniger als zuvor und viel Entschlossenheit ist zu sehen und spüren. Im ersten Abschnitt treffen Sven Andrighetto und Juho Lammikko für die Zürcher Farben. Zwischenzeitlich gleicht Aaltonen im Powerplay aus und holt dabei mehr raus als gedacht. Denn die Lions-Coaches ziehen die Challenge und sehen eine Torhüterbehinderung. Die Schiris entscheiden sich nach langer Video-Konsultation dagegen und geben den Treffer. Anschliessen überstehen sie eine weitere Strafe und gehen dann dank dem Lammikko-Tor in Unterzahl in Führung. Zwischen all dem Kloten-Tor und Juhos Treffer vergehen knapp 50 Sekunden. Wie sagt man so schön: zu einem psychologisch idealen Zeitpunkt. Genauso im Mittelabschnitt. Die ZSC Lions haben soweit alles unter Kontrolle und können acht Sekunden vor der zweiten Pausensirene auf 3:1 erhöhen. Vom Spielverlauf her dürfte nun nicht mehr viel schief gehen, werden sich die meisten ZSC-Fans gedacht haben. Und als Sven Andrighetto 105 Sekunden nach Wiederbeginn gar das 4:1 schiesst, scheint der Drops gelutscht. Doch der Schein trügt… leider!
«Ohje»
Kommen wir nun zur unschönen Wende im Schnelldurchlauf. 12 Minuten vor dem regulären Spielende verkürzt Sataric auf 2:4 – ein trügerischer Vorsprung und im Eishockey kein Wunder, wenn jemand noch ausgleicht. Und doch wirken die letzten drei Spielminuten wie eine Art Kloten-Märchen und aus Zürcher Sicht wie ein Alptraum. Ramel und später Ojamäki gleichen mit einem Feldspieler mehr tatsächlich aus. Strahlende Gesichter auf den heimischen Rängen, schäumende Ausdrücke beim Fanblock der Löwen. Besonders der vierte Treffer sorgt auf der Spielerbank für Verwirrung. Im Gewühl vor dem Tor liegen gefühlt alle Spieler auf Hrubec und der Scheibe. Das werten die Schiedsrichter als unerlaubtes Blockieren des Pucks und entscheiden deshalb auf Penalty für das Heimteam. Auch die Overtime bringt den Gästefans keinen Trostpreis und so geht es wie bereits im ersten Saisonduell in Kloten ins Penaltyschiessen. Dort treffen für die Lions zwar Malgin und Rohrer, auf Seiten der Flughafenstädter dann deren drei. Macht in der Summe nur ein Punkt für den Zett und eine unangenehme 4:5-Derby-Niederlage im Penaltyschiessen obendrauf.
(Marko Filipovic, Kloten)