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«Ohne Skills hat man in der National League keine Chance»

«Ohne Skills hat man in der National League keine Chance»

Stanislav Ziangirov feilt an der Technik der jungen Eishockey-Spieler, damit sie spätestens als Profi auf dem Eis glänzen. Etwas, was dem 32-jährigen Skillscoach der Lions-Organisation selbst verwehrt blieb.

Stanislav, du bist sogenannter «Skillscoach» – was ist genau deine Rolle?

Ich besuche immer wieder die Trainings der U9- bis U20-Mannschaften der Lions. Dort arbeite ich in den ersten 20 bis 30 Minuten speziell an der Technik der Spieler. Wir fokussieren uns dabei je nach Level auf das Stickhandling, das Schlittschuhlaufen oder die Schusstechniken. Meine Aufgabe ist es, die Spieler technisch besser zu machen. Dabei gehe ich immer auch auf die individuellen Bedürfnisse ein. Ich nehme mir aber auch für jene Spieler Zeit, die von einer Verletzung zurückkommen, um sie wieder für das Training in der Gruppe ready zu machen.

 

Du bist vor allem im Nachwuchs tätig – würde dieses individuelle Technik-Training auch den Profis guttun?

Ja, klar. Die Technik ist immer sehr wichtig. Im Sommer arbeite ich regelmässig mit den Spielern der Swiss League und der National League. Für die älteren Spieler ist es manchmal schwierig, ihre Gewohnheiten zu ändern. Aber wenn sie hart an sich arbeiten, können auch sie noch an ihrer Technik feilen. Das ist wichtig, denn das Eishockey von heute ist sehr technisch und schnell. Wenn du beispielsweise Defizite bei den Skatingskills hast, hast du in der National League keine Chance. Ausserdem hilft die richtige Technik, Energie zu sparen und Automatismen zu schaffen. Auf dem Eis hat man keine Zeit, über seine Füsse und Hände nachzudenken, weil immer wieder so schnelle Entscheidungen gefällt werden müssen.

 

Du hattest schon viele Spieler im Nachwuchs, die jetzt als Profi ihr Geld verdienen. Wer kann deiner Meinung nach am besten Schlittschuhlaufen?

Es gibt einige Spieler. Vinzenz Rohrer und Daniil Ustinkov haben schon eine sehr, sehr gute Technik. Aber auch Patrick Geerings Schlittschuh-Skills sind hervorragend. Der ZSC-Captain hat eine gute Basis, an der wir im Sommertraining jeweils weiterarbeiten. Wenn ich ihm etwas vorzeige, dann setzt er es immer perfekt um.

 

Wie stolz macht dich das, wenn die Spieler gut performen?

Ich bin sehr stolz, wenn ich sehe, dass ich mit meiner Arbeit die Spieler besser mache und sie die erlernten Dinge auf dem Eis umsetzen. Ich finde es grossartig, einen Spieler von der U9 bis in die Profi-Liga begleiten zu können. So sieht man die Entwicklung, die ein Spieler macht. Das ist meine Motivation.

 

In welcher Stufe, hast du das Gefühl, machen die Spieler am meisten Fortschritte?

Zwischen der U13 und U15. Die Spieler fangen in dieser Zeit an zu verstehen, warum es wichtig ist, die richtigen Techniken zu erlernen. Dabei sieht man schnell Fortschritte, weil sie in diesem Alter sehr schnell lernen.

 

Du bist 2017 in die Lions-Organisation gekommen. Wie hat das genau angefangen?

Oh, da muss ich etwas ausholen. Ich habe in Belarus ein Hockey-Camp organisiert und habe dort meine Frau Uliana kennen- und lieben gelernt. Sie ist ebenfalls in Russland geboren, ist aber in der Schweiz aufgewachsen. Sie fragte mich eines Tages, ob ich mit ihr in die Schweiz kommen würde. Das tat ich und brauchte hier natürlich einen Job.

 

Und da hast du bei den Lions angefragt?

Ja, ich wollte unbedingt etwas mit Eishockey machen. Ich habe damals in Russland schon als Skillscoach gearbeitet. Da ich kein Deutsch sprechen konnte und mein Englisch auch ziemlich schlecht war, begleitete mich meine Frau zum Vorstellungsgespräch. Sie hat für mich übersetzt. Ich bin froh, hat es damals mit dem Job als Assistenztrainer geklappt.

 

Und wie schwierig war schliesslich der Start?

Es war eine grosse Challenge, da ich die Sprachen nicht beherrschte. Ich habe schliesslich die Übungen vorgezeigt und die Kinder haben schnell verstanden, was ich ihnen mitteilen wollte. Mittlerweile ist mein Englisch viel besser, und ich spreche auch Deutsch.

 

Wie hast du selbst gelernt so gut Schlittschuh zu laufen, um dies eben auch unserem Nachwuchs beizubringen?

Ich habe in meiner Jugend sehr viel Zeit auf dem Eis verbracht und dann gemerkt, dass ich selbst eine ziemlich gute Technik habe. Ich habe nach meiner Spielerkarriere als 21-Jähriger in St. Petersburg bei einer privaten Hockeyschule namens «Ice-Profy» gearbeitet und da hatte ich regelmässigen Austausch mit den Skillscoaches. Das war sehr hilfreich.

 

Warum konntest du nie selbst in einer Profi-Liga spielen?

Als ich in der höchsten Juniorenliga MHL gespielt habe, wurde bei mir ein Herzproblem entdeckt. Deshalb kam eine Karriere als Profi nie in Frage. Es wäre zu gefährlich gewesen. Ich bin glücklich, dass ich nun immerhin wieder in der vierten Liga bei den White Wolves in Wollerau spielen kann und dass ich keine Probleme mehr habe.

 

Dort hast du in zehn spielen 50 Punkte gesammelt. Beeindruckend. Bist du mit deiner Technik nicht viel zu gut für diese Liga?

(Lacht.) Nein, nein. Wir haben auch andere Spieler mit guter Technik im Team und bei den Gegnern. Aber unser Ziel ist aufzusteigen. Es wäre schön, wenn es in dieser Saison klappen würde.

 

Du bist sehr bescheiden. Ich wünsche dir viel Erfolg in eurem Vorhaben – an deiner Technik und deinen Punkten wird es wohl kaum scheitern.

Vielen Dank!

Was macht ein Skillscoach?

 

Im Eishockey ist Schlittschuhfahren das «A und O». Damit die Mädchen und Buben die Technik schnell erlernen und verbessern, gibt es in der Lions-Organisation einen Skillscoach. Dieser konzentriert sich in den Trainings speziell auf das Schlittschuhfahren, das Schiessen und das richtige Führen der Scheibe. Als Stanislav Ziangirov 2017 bei den Lions als Assistenztrainer angefangen hat, haben die Verantwortlichen schnell gesehen, dass der gebürtige Russe ein Händchen für die verschiedenen Eishockey-Techniken hat. Seither ist Ziangirov vollamtlich als Skillscoach tätig. «Es ist beeindruckend, wie gut er mit den Kindern und mit den Trainern umgeht», schwärmt Richi Jost. «Er macht seine Sache toll. Er ist sehr authentisch auf dem Eis und die Spieler nehmen ihn dadurch sehr ernst.» Auch Nachwuchs-Sportchef Edgar Salis ist begeistert: «Stas brennt für seine Arbeit und geht immer die Extrameile. Er hilft, wo er nur kann. Ein echter Teamplayer!» 

 

Steckbrief

 

Spitzname: Stas

Geburtstag: 3. Mai 1992

Alter: 32 Jahre

Geburtsort: Ufa, Russland

Wohnort: Wollerau

Grösse: 180 cm

Gewicht: 77 kg

Funktion: Skillscoach

Grösste Erfolge: Finale der russischen U17-Meisterschaft 2008/09

Bei den Lions seit: 2017

Hobbys: Angeln, Kochen, Grillen

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