Schon vor dem Spiel wissen die ZSC Lions, dass auf sie eine Knacknuss wartet. Die Hauptstädter sind praktisch zum Punkten gezwungen, um die Pre-Playoffs endlich klarzumachen – verlieren verboten sozusagen. Wohl genau deshalb entwickelt sich dieses Spiel im Verlaufe der Zeit zu einer Abwehrschlacht und einem Taktikgemetzel. Klassisch nach dem Motto: «die einen müssen, die anderen dürfen.» Natürlich versuchen beide Mannschaften zu gewinnen, aber das allerletzte Risiko geht lange Zeit keines der beiden Teams ein. Für die Berner und ihren Anhang wird es jeweils beim Blick auf den Totomat nicht einfacher. Strichkampf-Konkurrent Ambri-Pìotta erledigt seine Hausaufgaben und wahrt sich somit seine kleine Chance, ein vorzeitiges Saisonende zu verhindern. Grosse Stille kehrt in die PostFinance Arena spätestens ein, als Simon Bodenmann den Score in der 50. Minute eröffnet. Aber dieses 1:0 für die ZSC Lions scheint der Dosenöffner für eine furiose Schlussphase zu werden.
Feuerwerk
Der SCB hat besonders in den Startminuten wie die Feuerwehr losgelegt und dann gegen Ende der Partie nochmals ein Feuerwerk gezündet. Kaum ist der Jubel der Zürcher vorbei, muss Justin Azevedo auf die Strafbank. Geht da was für die Berner? Das erste Überzahlspiel ist nämlich erfolgslos geblieben. Die Scheibe zirkuliert ums Gehäuse der Lions, dann kommt der Pass auf die Nummer 10 der Hausherren und der zimmert mit aller Wucht und Entschlossenheit die Scheibe in die Maschen. 1:1 durch Scherwey und in der Berner PostFinance Arena bricht plötzlich wieder Euphorie aus. Fast zeitgleich verkürzt Biel in Ambri, was zusätzliche Hoffnung ins Stadion bringt. Aber zuerst müssen die Mutzen hier ihre Aufgabe erledigen. Doch wie vorhin beim Zett, muss nun ein Heimspieler in die Kühlbox. Gehen die Zürcher wieder in Führung? Nein gehen sie nicht. Im Gegenteil, denn der SCB drückt und verpasst es nach einer Doppelchance von Moser und Andersson die Partie in der regulären Spielzeit zu drehen. Da Yannick Weber leider noch eine weitere Strafe einfängt in der 60. Minute, können die Bären in Überzahl in die Overtime starten.
Licht im Tunnel
Ganze 33 Sekunden dauert die Verlängerung, danach ist Schluss in Bern. Scherwey sieht Daugavins, der spielt weiter auf Varone und dieser versorgt die Scheibe elegant im Zürcher Kasten. 2:1 für den SCB nach 60:33 gespielten Minuten. Es scheint die Erlösung für den SCB sein im Endspurt der Qualifikation. Für die Lions ist aber auch der eine Punkt in der Ferne von Bedeutung und sorgt dafür, dass die Stadtzürcher nun den dritten Tabellenplatz erobert haben. Da die SCRJ Lakers in Lugano verlieren, tauschen die Zürisee-Nachbarn ihre Plätze in der Tabelle. Somit sichern sich die Lions auch das Heimrecht für die Playoffs, denn sie werden die Qualifikation unter den ersten vier Abschliessen – was automatisch die Qualifikation zur Champions Hockey League 2022/23 bedeutet. Dem Zett kann man nach diesem Spiel wenig vorwerfen. Es ist über die volle Distanz ein harter, aber fairer Fight. Chancen gibt es auf beiden Seiten, wenn auch nicht gerade Hochkaräter. Einzig Denis Malgin scheitert noch zur Spielmitte am Pfosten, ansonsten ist das Spiel ausgeglichen. Denn Punkt nehmen die Zürcher nun mit nach Hause, wo morgen bereits der HC Lugano als Gast ins Hallenstadion kommt.
(Marko Filipovic, Bern)