Ehre, wem Ehre gebührt. Die Spieler stehen am heutigen Abend eine Viertelstunde früher als sonst an der blauen Linie und widmen sich den Eindrücken auf dem Videowürfel und Sprechchören in der Raiffeisen Arena. Clublegende Steven Barras wird für sein Geleistetes im Dress der Jurassier geehrt und kommt unter das noch junge National League-Dach seiner Heimstätte. Wie es scheint, hat der Mannschaft von Marc Crawford dieses längere Stehen auf dem Eis nicht gerade «hot legs» beschert. Es braucht eine gute Viertelstunde bis die Lions beim Tabellenschlusslicht in Führung gehen. Torschütze ist der gut aufgelegte Derek Grant, der sich in Überzahl vor der Kiste schnell zurechtfindet. Danach kommt der ZSC-Motor arg ins Stocken.
Wundertüte Ajoie
Zur Halbzeit steht die Welt im Jura Kopf. Die Gelbschwarzen erzielen das 3:1 und die komplette Hütte ist aus dem Häuschen. Was ist da denn bitte schön los? Doch es bleibt ein Funken Hoffnung für die Zürcher, denn die Schiedsrichter müssen sich dieses dritte Ajoie-Tor nochmals anschauen. Während die Unparteiischen das Tor checken, drehen wir die Uhr kurz fünf Minuten zurück. Zu diesem Zeitpunkt erzielt Thibault Frossard nämlich den Ausgleich und nur 71 Sekunden später schnürt der einen Doppelpack zum 2:1 für die Hausherren. Es sind die Saisontore 8 und 9 für den Stürmer aus der Pruntrut. Nach längerem Kontrollblick kommen die Schiedsrichter wieder weg vom Bildschirm und annullieren den dritten HCA-Treffer. Durchatmen ist somit angesagt. Und so haben die ZSC Lions vielleicht ein wenig Glück, dass das Momentum nicht komplett auf die Seite der Jurassier kippt. Einer, der mit dem Zwischenstand überhaupt nicht leben kann, ist Christian Marti. Yannick Zehnder tankt sich auf der rechten Seite durch und beweist nebst guter Übersicht auch tadelloses Gehör. Denn ab der Mittellinie schreit Abwehrhüne Marti «Ja, Ja, Ja!!!» und macht damit klar, dass er die Scheibe fordert. Ein sauberer Querpass von Zehnder landet bei Marti, der in bester Stürmermanier Goalie Ciaccio keine Chance lässt und zum 2:2 ausgleicht. Die Zähler stehen somit vor dem letzten Abschnitt wieder bei null.
Schwieriges Ding
Obwohl die Heimmannschaft den Betrieb ihrer Offensivabteilung über weite Strecken einstellt, kann der Leader aus Zürich nicht davon profitieren. Die scheinbare Dominanz ist nicht gewinnbringend und resultiert auch in der Folge nicht mit einem Tor. Und so verstreichen die 20 letzten regulären Minuten, ohne dass ein Tor fällt. 16 Sekunden vor dem Ende rettet der HCA-Goalie noch mirakulös gegen Denis Malgin und rettet seine Farben so in die Overtime. Der Nachschlag vergeht zwar nicht im Flug aber dennoch torlos. So müssen die beiden Teams sich im Penaltyschiessen beweisen. Einerseits hält Simon Hrubec gut und andererseits avanciert Vinzenz Rohrer zum späten Matchwinner. Der Stürmer versorgt gleich zwei Penaltys hinter Ciaccio im Tor und beschert seinen Farben den Extrapunkt. Damit ist auch klar, dass die ZSC Lions in der kommenden Saison wieder europäisch mit dabei sind. Champions Hockey League lässt grüssen.
(Marko Filipovic, Ajoie)
