Die Niederlage vom Vorabend hat bei der Mannschaft aus der Limmatstadt keine Spuren hinterlassen. Wie es scheint, wurden die richtigen Schlüsse gezogen und das Rezept für die sofortige Rehabilitation über Nacht entdeckt. Headcoach entscheidet sich wie so oft die Linie umzustellen. Allem voran die Rochade von Justin Sigrist in die erste Linie für Derek Grant fruchtet. In Lugano sind es für einmal nicht die grossen Namen, die den Karren aus dem Dreck ziehen. Aber genau das macht diese Mannschaft aus – eine gesunde Breite im Kader und viel Talent verteilt auf allen Schultern.
Gelingt der Start?
Kurz vor Spielbeginn fragt mich Marc Crawford, wie mein Bauchgefühl für die heutige Partie ist. «Gut! Am besten nicht gleich ins Hintertreffen geraten und dann werden auch die gestrigen vergebenen Chancen plötzlich im Netz landen», war meine Antwort. Der Anfang in der Cornèr Arena ist tatsächlich vielversprechend. Justin Sigrist schiesst die Zürcher in Minute acht in Führung. Trotzdem werden nur kurz darauf die Nerven des Trainerstabs strapaziert. Alatalo und Canonica drehen die Partie innert 62 Sekunden und schiessen ihr Team mit 2:1 in die erste Pause. Cool bleiben ist die Devise während der 18-minütigen Verschnaufpause. Besonders cool sind die Löwen dann in Mittelabschnitt vor Goalie Niklas Schlegel. Angefangen bei der Nummer 8 Willy Riedi. Gegen Ambri präsentierte er sich bereits in guter Form und hatte einzig Pech im Abschluss. In der 24. Minute macht er es heute besser und gleicht aus. In diesem Mitteldrittel überschlagen sich die Ereignisse. Yannick Weber schlenzt völlig frei auf der rechten Seite den Hartgummi ins Tor zum 3:2. Lugano Trainer Gianinazzi ist ausser sich: «Why? Why? Stay focused guys», fordert er von seinen Leuten. Warum, warum, ist wahrlich die Frage. Das kriselnde Lugano schafft es nicht den positiven Schwung aus dem Startdrittel mitzunehmen und lässt die zahlenden Fans Lehrgeld zahlen. Als sein Team in der 37. Minute im Powerplay agieren darf, wird die Aufgabe für das Heimteam noch schwieriger. Der bestens aufgelegte Justin Sigrist eilt beim Konter allen davon und lässt Schlegel keine Chance: 4:2 für die Lions! Da muss beim Blick in meine Kamera selbst schmunzeln und zwinkert zufrieden in Richtung Linse.
Back on Top
Der Schlussabschnitt ist ein offener Schlagabtausch. Statistisch hat Lugano die Oberhand, doch Robin Zumbühl hat stets etwas dagegen. So feiern die Zürcher in der Resega einen 5:2-Sieg, der sie zurück an die Tabellenspitze katapultiert. Den Schlusspunkt setzt Nicolas Baechler, der nach Vorarbeit von Rohrer ins leere Tor einschieben darf. Da der HC Davos ebenfalls gegen Ambri den Kürzeren zieht (0:1) und Lausanne in Ajoie eine 3:1-Führung verspielt, heisst der alte und neue Tabellenführer vorübergehend wieder ZSC Lions. Weiter geht es in Zürich nach der Nationalmannschaftspause am 17. Dezember mit dem Viertelfinal-Rückspiel gegen die Eisbären Berlin.
(Marko Filipovic, Lugano)