Ein wenig Ärger wird sich nach der Schlusssirene in der Kabine sicherlich breit machen bei der Mannschaft von Marc Crawford. Da wäre für den Zett definitiv mehr drin gelegen als «nur» dieser OT-Sieg. Die ZSC Lions scheinen auf dem Eis jegliche Kontrolle über das Spiel zu haben, sind spritziger, aktiver und verbringen viel Zeit in der Offensivzone. Genf, so der Anschein, kann mit dem Zürcher Tempo nicht mithalten. Und doch schaffen sie es, am Ende einen Punkt aus Zürich zu entführen und nicht mit leeren Händen die über dreistündige Heimfahrt anzutreten.
Die Chancen nicht genutzt
«Gegen so eine Mannschaft ist es schwer, die Null zu halten und das Gegentor bekommen wir dann leider kurz vor Schluss. Wir haben ein klares Chancenplus gehabt und einige Hochkaräter darunter», meint Yannick Weber nach der Partie. Tatsächlich schwirrt einem, je länger die Partie dauert, ein gewisses Sprichwort im Kopf herum: «Wer sie nicht macht, bekommt sie selbst.» Und natürlich werfen wir einen Fünfliber ins Phrasenschwein, denn genau so ist es am Ende gekommen. Die Zürcher schalten ab der ersten Minute gleich zwei, drei Gänge höher als Genf. Dieser Startturbo resultiert in der vierten Minute sogleich in einem Tor von Rudolfs Balcers. Malgin legt auf Andrighetto, der umkurvt das Gehäuse von Robert Mayer und Balcers schiebt gekonnt den Querpass in den Slot seinen Kollegen ein. Im gleichen Tempo geht es auch im zweiten Abschnitt weiter. Die Torschuss-Statistik vom Mitteldrittel lautet 16:6 für den Zett und die Dominanz ist auch für das Auge des Betrachters erkennbar. Um irgendwie ins Spiel zu kommen, versucht der Gegner sich vor allem mit Physis und verbalen Attacken ins Spiel zu bringen. Meist erfolglos und doch gelingt es den Grenats, gegen den Schluss Nadelstiche zu setzen – auch Hockeytechnisch.
Knappe Kiste
In der 54. Minute dürfen dann die Handvoll mitgereisten Genfer-Fans jubeln. Manninen bringt die Scheibe im Tor unter und lässt sich von Spacek & Co. herzen. Auch die letzten beiden Spielminuten in Überzahl können die Zürcher nicht in ein Tor ummünzen und müssen deshalb wie schon am Freitag und Samstag in die Verlängerung. Dort braucht es dann die Genialität sowie Mut von Dean Kukan und ein eher schlechteres Stellungsspiel von Schlussmann Robert Mayer, um den Extrapunkt im Hause zu lassen. Kukan erwischt mit seinem Schuss am ersten Pfosten Mayer unglücklich und macht dafür den ZSC-Anhang umso glücklicher. Dean Kukan resümiert die Partie kurz und knapp: «Natürlich hätten wir gerne drei Punkte geholt, vor allem wegen der vielen Chancen. Doch am Ende sind wir glücklich über den Sieg.»
(Marko Filipovic)