Offen, fröhlich, gerecht, positiv denkend, zielorientiert und ehrgeizig, aber auch hart zu sich selbst, selbstkritisch und hie und da motzend: Das sind Begriffe, die Stefanie Kühne verwendet, um sich als Mensch, Spielerin und Berufsfrau zu charakterisieren. Auffallend ist dabei, dass sie dem Weg zum Ziel grosse Bedeutung beimisst. Das hat sie in ihrer sportlichen Karriere und auf ihrem beruflichen Weg begleitet und ausgezeichnet. Auch in Momenten, in denen schwierige Entscheidungen anstanden oder langwierige Verletzungen zu überwinden waren. Heute sagt Kühne rückblickend, hätte sie wohl die eine oder andere Entscheidung anders getroffen, doch gleichzeitig hebt sie hervor, «dass ich eigentlich gar nichts bereue, ich hatte und habe eine gute Zeit im Hockey, denn ohne Hockey läuft in meinem Leben nichts.»
Tore verhindern statt Tore schiessen
Stefanie Kühne entschied sich schon früh in ihrem Leben, dass das Spiel mit dem Puck und den Stöcken auf dem glatten Eis «ihr» Sport werden soll. Vom Herumkurven und die Scheibe ins andere Netz schiessen hielt sie vorerst nicht viel. Sie wollte die Dinger halten. Mit ihrer Zielstrebigkeit liess sie sich im EVDN (Eissportverein Dielsdorf-Niederhasli), in Bülach sowie im Lions-Nachwuchs zur Torhüterin ausbilden, arbeitete sich Stufe um Stufe aufwärts und stand schon bald im Kader der ZSC Lions Frauen und Novizen Elite. Kühne hatte gelernt, sich gegen Jungs durchzusetzen. Sie verfolgte ihren Weg, doch irgendwann – nach zwölf Jahren im Tor – schien ihr Elan zu Ende. Was tun? Aufhören? «Ja, richtig, zuerst dachte ich wirklich ans Aufhören, doch dann meldete sich eine Stimme in mir, die mich zu einem Versuch als Feldspielerin drängte. Die Motivation kam zurück, ich wollte dranbleiben, ein neues Ziel haben und wieder Vollgas geben.» Diesmal jedoch in Richtung des gegnerischen Tores.
Von der Torhüterin zur Stürmerin…
Der Wechsel zahlte sich aus: Drei Meistertitel mit den ZSC Lions (2011, 2012 und 2013), einer mit den GCK Lions in der SWHL-B (2017) und jede Menge Tore und Assists schauten heraus. 290 Skorerpunkte in 263 Liga-Spielen als Stürmerin sprechen eine deutliche Sprache und machen Stefanie Kühne zur Rekordspielerin der Lions Frauen. Sie lächelt, wenn man ihr diese Zahlen präsentiert und meint bescheiden: «Das habe ich gar nicht gewusst.» Doch irgendwann hat auch die beste Erfolgsgeschichte ein Ende: 2021 war dies bei ihr der Fall. Nach der fünften und gleichzeitig schwierigsten Hüftoperation im Sommer beendete sie ihre aktive Karriere. «Es war ein Schock. Du weisst, jetzt ist es zu Ende, deine Karriere im Spitzensport ist vorbei.» Doch lange sollte sie nicht vom Eis fernbleiben: Ihre ehemalige Teamkollegin Alea Erb führte zu dieser Zeit das Lions Girls Team. Und siehe da: Nach ihrer Regeneration stand Stefanie Kühne wieder auf dem Eis, als Assistenztrainerin von Alea Erb. «Das war eine gute Entscheidung», urteilt sie heute. Und seit Erbs Promotion zu den GCK Lions führt Kühne seit dieser Saison das in die SWHL-C aufgestiegene Girls Team als Headcoach. Damit sind in der Hierarchie der Cheftrainer-Posten bei den Lions Frauen nur ehemalige Spielerinnen vertreten: Angela Frautschi bei den ZSC Lions in der PostFinance Women’s Legaue, Alea Erb bei den GCK Lions in der SWHL-B und Stefanie Kühne bei den Lions Girls in der SWHL-C.
…und von der Stürmerin zum Headcoach
Als Headcoach erlebt Stefanie Kühne die «dritte Seite» ihrer Eishockey-Karriere, jene auf der anderen Seite des Eises, an der Bande. «Als Spielerin habe ich schon das eine oder andere Mal gemotzt, vor allem, wenn ich dachte, wir oder ich seien ungerecht behandelt worden», lächelt sie. «Als Coach will ich meinen Spielerinnen das positive Denken vermitteln und positiv Einfluss nehmen. Aber auch die Spielerinnen antreiben und ihnen aufzeigen, wie wichtig es ist, Ziele zu haben und dafür hart zu arbeiten.» Sie ist – wieder einmal, respektive einmal mehr – voll in ihrem Element, geht in ihrem Job auf, «auch wenn es nicht immer einfach ist, den Beruf und das Coaching der Lions Girls unter einen Hut zu bringen. Der Job als Trainerin kann schon recht anstrengend sein, das hätte ich nicht in diesem Ausmass erwartet.» Doch genau diese Herausforderung treibt die 35-Jährige an, halbe Sachen kennt sie nicht.
Dies gilt selbstredend auch für ihren Beruf: Die gelernte Kinderkrankenschwester hat sich mittlerweile zur diplomierten Expertin Anästhesiepflege weitergebildet und arbeitet zurzeit in der Universitätsklinik Balgrist. Von ihrem Beruf macht Stefanie Kühne auch ihre Ambitionen im Trainerbusiness abhängig. «Wenn alles zusammenpasst, geht’s auch in diesem Bereich noch weiter.»