Der Double-Traum wird wahr! Vor weniger als einem Jahr durfte ich mich den Zeilen zum 10. Meistertitel widmen. Nun, keine zwölf Monate später zwingen mich die ZSC Lions zu weiteren Superlativen. Was ist das eigentlich für eine geile Truppe, die sich in der Saison 2024/25 für Blau-Weiss-Rot auf dem Eis zerrissen und alles für den Zett in die Waagschale geschmissen hat? Eine gute Qualifikation gespielt. Den schwierigen Trainerwechsel mit dem Champions Hockey League-Titel im Februar mit Bravour überstanden. Im Viertelfinale dem Erzrivalen aus Kloten praktisch keine Chance gelassen. Dann im Halbfinale den HC Davos, der für Ambühl und Wieser auf einer eigenen Mission war, ausgeknipst und nun dem Quali-Sieger Lausanne HC eindrucksvoll erneut den Meister gezeigt. Dabei ist die «Milchbüechlirechnung» sehr einfach. Wer 16 Playoff-Heimspiele in Serie gewinnt, ist der logische Meister. Auch dann, wenn das Heimrecht Mal nicht beim ZSC liegt. Denn diese Mannschaft ist so gut, dass sie auch in der Fremde bestehen kann. Der elfte nationale Titel ist Realität und der Zett erneut auf dem Olymp des Schweizer Eishockeys. Entschuldigung, an der Spitze von Europa!
Meisterstück
Vor der Partie war klar: Lausanne steht mit dem Rücken zur Wand und muss reagieren. Verlieren verboten! Die Stimmung ist grandios in der Vaudoise aréna und die Fans lassen den ZSC spüren, dass mindesten 60 harte Minuten auf sie warten. Die Gefühlslage im Team von Marco Bayer war seit dem frühen Morgen elektrisierend. Fokus pur, aber von Nervosität keine Spur. Später wird Christian Marti sagen, dass die Mannschaft eben doch sehr viel erfahrener ist und gelernt hat, in diesen Entscheidungsspielen ihre Leistung abrufen zu können. Und es dauert exakt 164 Sekunden, da klingelt es bereits im Kasten. Die Kollegen auf dem Eis herzen Justin Sigrist als Torschützen, später stellen wir fest, Power-Routinier Chris Baltisberger lenkt die Scheibe in bekannter Manier an Pasche vorbei ins Tor. Obwohl noch im selben Drittel Suomela und LHC-Marti die Gastgeber mit 2:1 auf Kurs bringen, bleiben die Zürcher Löwen cool. Denn eines hat uns diese Serie bereits gelehrt: wer das erste Tor schiesst, gewinnt! Sozusagen das Pendant zum letztjährigen Heimvorteil, der jede Partie gefühlt mit dieser Ausgangslage entschieden hat. In der Pause meint ein Staff-Mitglied: «Nun müssen wir bis zur nächsten Pause mindestens ausgleichen. Dann werden die Lausanner sich mit vielen Kopfkinos beschäftigen müssen. Es könnte danach das letzte Drittel der Saison sein für den LHC oder auch für gewisse Spieler das letzte im roten Dress.» Tatsächlich kommt es genau so!
Die Wende und der 11. Meistertitel
Kurz nach der Halbzeit spielt sich nun ZSC-Marti ins Rampenlicht. Der Mann, der zuvor 67 Spiele torlos blieb in der National League, erscheint plötzlich auf dem Scoreboard. Was der Aurélien kann, kann ich auch! Dabei wurden die beiden Haudegen kürzlich in den Medien als «Holzfäller» betitelt worden. Und siehe da, nun treffen sie im wichtigsten Moment für ihre Klubfarben. Der 2:2-Ausgleich von Christian Marti hat den Zett somit exakt dorthin gebracht, wo es die Mannschaft wollte. Es folgen nun zwei Unterzahlspiele für die ZSC Lions, zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. Besonders bitter: eine Strafe ist für zu viele Spieler auf dem Eis. Doch das Boxplay ist wie so oft meisterlich und verhindert weiteren Schaden. Anders sieht es beim LHC aus. Mit der exakt gleichen Strafe verspielen sie am Ende die Meisterschaft. 23 Sekunden sind im Powerplay gespielt (Minute 53) da steht Jesper Frödén goldrichtig und versenkt die Scheibe im Gewühl zum 3:2! Ist das die Entscheidung? Die Schiedsrichter schauen sich die Videoszenen minutenlang an, eine gefühlte Ewigkeit. Dann geben sie das Tor und kurz darauf gehen die Unparteiischen wieder vor den Bildschirm. Denn Lausanne sieht eine Torhüterbehinderung und will nochmals alles überprüfen lassen. Doch auch da sehen die Schiedsrichter kein Vergehen von Grant und lassen den Frödén-Treffer zählen. Wow! Der Schwede schiesst erneut das entscheidende Tor zum Meistertitel. Wenig später ist Schluss und der Jubel der ZSC Lions ist grenzenlos. Der elfte Meistertitel der Klubgeschichte ist geschafft und gemeinsam mit der CHL auch die Misson «Double». Gemeinsam mit den Fans feiern sie in Lausanne den «Chübel »und danach zur späten Stunde noch im Löwenkäfig weiter. Meischter, Sch11zermeischter, scholololo... Ps: es isch eifach nume geil, ZSC-Fan z'si! So und jetzt fertig Schissdreck. Züri, mir sind Schwiizermeister 2025.
(Marko Filipovic, Lausanne)