Elf Jahre ist es her, seit die ZSC Lions in einem Playoff-Derby antreten durften. Das bis dato letzte Spiel ist datiert auf den 19. April 2014, als Robert Nilsson den entscheidenden Penalty vollendete und den Zürchern den achten Meistertitel bescherte. Seither heisst es unter den Fans bekanntlich "Meischter im Schluefweg". Und wieder muss sich der EHC Kloten mit dem Meister duellieren, diesmal mit dem amtierenden. Es ist das Duell der Gegensätze in den diesjährigen Playoffs. Doch die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, dass jegliche Statistiken und Vorschusslorbeeren am Ende nur Makulatur sind. Kloten hat seit dem Wiederaufstieg in die National League die "grossen" ZSC Lions des öfteren geärgert. Nun ist Charakter gefragt und der Motor wird aufgrund dieser Paarung direkt von 0 auf 100 gehen müssen.
Taktiktafel
Der EHC Kloten hat in den Play-Ins mit einer 25%-Powerplay-Quote brilliert. Hingegen war das Penalty Killing nicht ihre Stärke. Der Wert lag gerade Mal bei etwas über 62 Prozent. Doch schon während der gesamten Qualifikation stellte Kloten das schlechteste Boxplay. Macht nichts' wird sich der EHCK denken: die Lions hadern diese Saison ja bekanntlich mit ihrem eigenen Überzahlspiel. Nur Lugano und Kloten selbst waren im Powerplay noch schlechter als die Zürcher. Die Special Teams werden aber definitiv eine wichtige Rolle in den Playoffs einnehmen. Wer springt aus seinem Schatten heraus und kratzt die Kurve in den Special Teams?
Diese 4 Duelle entscheiden den Viertelfinal
Hrubec/Zumbühl vs. Waeber/Zurkirchen
Die Torhüter sind bekanntlich eines der wichtigsten Puzzlestücke in einer erfolgreichen Mannschaft. Hrubec war im vergangenen Meisterjahr überragend und die unangefochtene Nummer 1 der Liga. In der Regular Season 2024/25 übernahmen auch andere Torhüter den Platz an der Sonne. Einer davon ist Hrubec-Partner Robin Zumbühl. Zumbi bringt eine Fangquote von 93.90% mit und hat in seinen 15 Quali-Spielen im Schnitt weniger als zwei Tore kassiert. Simon Hrubec brillierte mit einer 92.13%-Fangquote. Die beiden Kloten-Goalies kommen ebenfalls beide auf über 90%-Fangquote, wobei Zurkirchen leicht überragt. Zurkirchen war es auch, der am Ende die Play-In-Serie und deren Gewinn festhielt. In der entscheidenden Phase übernahm er für Ludovic Waeber und konnte ein Ausscheiden verhindern. Aber in der Qualifikation haben beide Goalies gezeigt, dass sie dem ZSC trotzen können.
Abwehrbollwerk vs. Play-In-Schwachtelle
Elf Tore hat Kloten in den Play-Ins kassiert (vs. Langnau und Ambri). Das sind im Schnitt fast drei Tore pro Spiel. Es war definitiv die Offensive, die Kloten in den Viertelfinal brachte, mehr als die Abwehr. Während der Quali haben die Lions gerade Mal 121 Tore kassiert, während es bei Kloten 149-mal einschlug. Das die Zürcher-Abwehr das Herzstück der Mannschaft ist, beweisen die Erfolge in den vergangenen Monaten. Die viele Qualität hat sich ausbezahlt und die Defensive liefert praktisch Spiel für Spiel ab. Ausser in den Derbys, da hat es das ein oder andere Mal gescheppert. Kloten hat fünf der letzten acht Derby-Duelle für sich entscheiden können. Gegentore zu verhindern wird an oberster Stelle der Prioritätenliste stehen.
Erfahrung vs. Wiedergeburt
Was haben die ZSC Lions für einzigartige Künstler in der Offensive? Schillernde Namen - Champions. Malgin hat seine Fans schon oft mit Magie verzaubert. Andrighetto seine Anhänger mit unnachahmlichen Slapshots von den Sitzen gerissen. Dann kommt Publikumsliebling Grant hinzu oder die beiden Hard-Worker Juho Lammikko und Jesper Frödén, die in wichtigen Spielen am liebsten treffen. Mit Yannick Zehnder oder Chris Baltisberger stehen je drei Meistertitel im Sturm. Die Liste an Künstlern ist lang bei den ZSC Lions. Vor Kloten muss man im Gegenzug den Hut ziehen. Der unschöne Abgang von Miro Aaltonen (nach Doping-Sperre nun bei Bern) war scorertechnisch kein einfacher. Aber die Mannschaft hat dennoch geliefert und im Quali-Endspurt performt. Ojamäki wird den Gelbhelm tragen und hat sich zur Vorsaison nochmals enorm gesteigert. Mit Reto Schäppi hat Kloten eine ehemaligen Ur-ZSCler in ihren Reihen, der weiss, wie man solche Serien spielt und auch gewinnt. In der Vergangenheit herrschte in Kloten Druck, wenn es um die Playoffs ging. Nun sind sie mit der Rolle des Underdogs wohl sehr gut bedient und wollen für einen grossen Coup sorgen. Ohne Druck ist alles einfacher, lautet wohl die Devise.
Derby-Gesetze
Schlussendlich bringen alle oberen Zeilen nichts, wenn es am Donnerstagabend um 20:00 los geht. Die Swiss Life Arena wird elektrisiert sein. Bei den Zürchern werden sicherlich Bilder der letztjährigen Playoffs in den Köpfen sein bei den Fans, aber auch Spielern. Der Gang durch den Spielertunnel, gepaart mit Musik und Fangesängen kann episch sein und beflügeln - vor allem eines Derbys würdig. Und das werden wir nun mindestens zwei Mal im Löwenkäfig und zwei Mal in der Swiss Arena in Kloten erleben. Die beiden Fanlager sind sicherlich seit Montagabend bis in die Haarspitzen motiviert, ihre Mannschaft von den Rängen anzupeitschen.
Form und Fakten
Die ZSC Lions hatten einen durchwachsenen Endspurt in der Quali. Aus den letzten zehn Spielen resultierten sechs Niederlagen. Gleichzeitig konnte in dieser Zeit die Champions Hockey League realisiert werden und der Zett darf sich "Europameischter" nennen. Emotional also eine Achterbahnfahrt. Kloten hat gegen Langnau die erste Playoff-Qualifikation noch verspielt. Trotz 2:1-Sieg im Rückspiel, war die Hypothek aus dem Hinspiel (1:3) zu hoch. Gegen Ambri gab es zwei wilde Spiele in der Play-In Runde 2 (10:8 Gesamtscore für Kloten). Dort flatterten für einen Moment die Nerven in der Flughafenstadt, doch Matchwinner Axel Simic und Co. konnten den Sack zu machen. Vielleicht hat Kloten ein wenig schwerere Beine, jedoch sind sie bereits im Kampfmodus angekommen. Die Stadtzürcher werden von der ersten Sekunde an gefordert sein.
Löwen entfesseln 2.0
Unleash The Lion! Ganz nach dem Sprichwort «never change a winning team», wurde entschieden, am Playoff-Motto nichts zu rütteln. Deshalb heisst es auch 2025: «Unleash The Lion», auf Deutsch «Entfessle den Löwen». In den Playoffs wollen und müssen die Spieler abermals den furchtlosen Löwen wecken resp. entfesseln, der in ihnen steckt. Auf lange und erfolgreiche Playoffs!
Facts & Figures
Anspielzeit
Donnerstag, 13. März 2025. Der erste Puck wird um 20:00 Uhr eingeworfen.
«All In Wiis»
Alle in Weiss in den Löwenkäfig! Das Motto getreue Playoff T-Shirt und weitere Playoff-Fanartikel gibt es sowohl im Online-Fanshop als auch im Fanshop der Swiss Life Arena.
Format
Best-of-Seven. Vier gewinnt!
Overtime
Sollte das Spiel nach 60 Minuten unentschieden sein, kommt nach einer 18-minütigen Pause die Verlängerung zum Einsatz. Diese wird mit 5 gegen 5-Feldspielern ausgetragen und dauert so lange, bis ein Team das entscheidende Tor schiesst. Ein Drittel in der Verlängerung dauert maximal 20 Minuten, wobei dazwischen eine 18-minütige Pause stattfindet. Es gibt kein Penaltyschiessen.