Marco Bayer (MB) und Fabio Schwarz (FS), wie lebt es sich als frischgebackene CHL-Champions?
MB: Es fühlt sich gut an. Sehr emotional und mein erster Titel, den ich so gewinnen konnte. Ich bin unglaublich stolz auf die Mannschaft. Wir haben vieles richtig gemacht!
FS: Im ersten Moment waren die Emotionen sehr gross, ich habe Marco direkt angesprungen. Nicht alle Experten haben uns diesen Titel zugetraut. Rückblickend könnte dieser Titel Gold wert sein, haben wir doch 16 Jahre darauf gewartet.
Rob Cookson (RC), anders als in einer Playoff-Serie, gibt es nur diesen einen Abend. Wie war der Tag für dich?
RC: Kaum aus dem Bett, war ich bereits ein wenig nervös. Es war wirklich ein Game 7-Feeling, ohne das «Warmup» von sechs Begegnungen zuvor. Die Vorbereitungsphase auf den Gegner brachte mich in Stimmung. Mannschaft und Coaching-Staff waren von der ersten Sekunde an bereit für diesen Final-Fight.
Wann war der Puls am höchsten?
MB: In den letzten Minuten, die uns alles abverlangten. Der Goalie behielt uns im Spiel, die Mannschaft performte unglaublich in diesen Momenten.
FS: Den Spiel-7-Charakter haben wir gegen Lausanne kennengelernt und praktisch fehlerfrei performt. Das war beim CHL-Final mitentscheidend zu wissen, was es für den Erfolg braucht. Ich persönlich war während des Spiels keine Sekunde nervös, weil die Mannschaft diese Entschlossenheit und Ruhe vorlebte.
Was ist der grösste Unterschied, Trainer bei den ZSC Lions statt GCK Lions zu sein?
MB: It’s all about Performance. Du musst hier keinem was beibringen, die Jungs sind so talentiert und taktisch gut ausgebildet. Es zählt nur der Sieg. Mein Job ist es, ihnen ein gutes Gefühl zu geben und mit meinem Trainer-Team sie bestmöglich auf den Gegner einzustellen. Es ist sehr unterschiedlich im Vergleich zum Coaching mit den GCK Lions. Ich nutze jede einzelne Sekunde mit den Jungs, um meinen Erfahrungsrucksack zu füllen.
Hat sich eure Rolle als Assistenten von Marco verändert?
RC: Unsere Rolle bleibt gleich – wir stehen mit Rat und Tat dem Headcoach zur Seite. Natürlich braucht jeder Wechsel eine gewisse Anlaufzeit. Aber Marco hat seinen Part hervorragend übernommen und uns viele Freiheiten überlassen.
FS: Wir sind nun mehr Schweizer im Staff (lacht). Das trägt zu einem gewissen Dynamikwechsel in der Kabine bei. Wir werden von Marco viel einbezogen und können alle einen weiteren Schritt machen in der Verantwortung und Umsetzung von Ideen.
Rob, du hast hier in Zürich mittlerweile so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt…
RC: Stimmt, ich habe 2014 und 2024 die Meisterschaft, 2016 den Cup und jetzt die CHL mit den ZSC Lions gewonnen (grinst). Unser Anreiz ist es, immer mehr zu gewinnen. Der Fokus liegt nun auf dem möglichen Double. Wir haben eine super Mannschaft. Ich bin weiterhin erfolgshungrig, so wie an meinem ersten Tag. Überhaupt haben wir immense Erfahrung im gesamten Trainerstab: Marco gewann als Spieler und Assistenztrainer die Meisterschaft. Fabio schaffte es mit uns in der National League sowie mit der U20-Elit. Goalietrainer Magnus Wennström und Athletiktrainer Matt Stendahl wissen ebenfalls, wie man Titel feiert.
Wer sorgt im Trainerbüro für gute Stimmung und Emotionen respektive bleibt öfters cool?
MB: Rob muss sich in Sachen Humor mit der Silbermedaille begnügen (augenzwinkernd). Fabio Schwarz hat – passend zu seinem Nachnamen – mit ein wenig schwarzem Humor meist einen guten Spruch auf Lager, kann gleichzeitig auch impulsiv werden. Das liegt vielleicht an seinem Temperament und Gerechtigkeitssinn. Rob und Goaliecoach Wennström wirken meist ruhiger. Magnus ist vor allem sehr ausgeglichen, halt ganz der nordische Charakter: überlegt, ruhig und abgeklärt – typisch Goalie!
Auf was legt ihr im Trainer-Team besonders viel Wert?
MB: Loyalität kommt an erster Stelle. Wir stehen als Einheit zusammen, trotz fordernder und kritischer Situationen. Es ist wichtig, dass das Team unser Zusammengehörigkeitsgefühl spürt. Ich persönlich bin sehr organisiert und finde, das gehört sich auf diesem Level auch.
Marco, was, wenn deine Assistenten anderer Meinung sind?
MB: Mein Wort ist nicht in Stein gemeisselt. Ich lebe keine Ich-Kultur vor. Ich fordere jeden Tag, dass wir uns gegenseitig herausfordern und immer nach Lösungen suchen. Wichtig ist, dass wir am Ende die getroffene Entscheidung gemeinsam vertreten können.
Wie sieht die Aufgabenverteilung der Assistenten aus?
RC: Ich bin für die Verteidigung zuständig, Fabio für die Offensive. Unsere Spieler sind grossartige Teamplayer, es macht viel Spass mit ihnen zu arbeiten. Ich coache sie auch nicht Shift für Shift, sondern punktuell im Spiel. Wichtig ist es, die jungen Verteidiger zu entwickeln und sie erfolgreich einzubauen.
Und die Special Teams?
RC: Das Penalty-Killing hat meist eine höhere Erfolgsrate als das Powerplay, was natürlich mehr Spass macht (grinst). Und das Boxplay ist mindestens genauso wichtig, denn jeder geblockte Schuss, jedes erfolgreiche Boxplay gibt dem Team einen Schub. Einfacher ist es nicht geworden durch die vielen guten Spieler, die in den letzten Jahren den Weg in die National League gefunden haben.
FS: Ich darf die Offensive und das Powerplay coachen. Dieses Jahr ist das Powerplay leider nicht gerade atemberaubend...
MB: noch nicht… (lacht)
FS: Wir haben einen hohen Anspruch an uns selbst, so auch bei den Special Teams. Deshalb ist die Kritik angebracht, wenn es mal weniger läuft. Damit musst du in Zürich leben. Aber: Gegenüber steht immer noch ein guter Gegner. Und wir haben natürlich die Qual der Wahl für die PP-Formationen. Viele wollen kreieren, jeder will erfolgreich spielen.
MB: Wir haben viele Alphatiere im Kader. Es ist die grosse Kunst, den richtigen Führungsstil zu finden. Rollenakzeptanz ist wichtig!
Ihr seid die Gesichter an der Bande – was läuft alles im Hintergrund?
FS: Mit Magnus Wennström haben wir einen top Goalie- und Videocoach. Er arbeitet sehr intensiv mit den Torhütern sowie den Spielern, die weniger Eiszeit erhalten. Während einem Match sind wir die ganze Zeit miteinander verbunden, ihm entgeht nichts als Videocoach. Wenn sich zum Beispiel etwas auf der gegnerischen Bank tut, weiss ich das sofort. Athletiktrainer Matt Stendahl ist in meinen Augen der beste seines Fachs in der Liga. Er versucht immer, den anderen einen Schritt voraus zu sein, um das Maximum aus dem Team herauszuholen. Ihre Inputs und Arbeit sind Gold wert!
Die Playoffs stehen bevor. Gibt es den sogenannten Schalter zum Umlegen?
MB: Der CHL-Final hat gezeigt, was in diesem Team steckt. Die Mannschaft bewies eindrücklich, dass sie bereit ist, wenn es ans Eingemachte geht. Genau darum geht es auch in den Playoffs.
Was müssen unsere Leser*innen unbedingt wissen?
FS: Nach aussen wirkt eventuell vieles steril, aber es muss immer Raum für Spass vorhanden sein. Wir sind nicht nur Mitarbeiter, sondern gute Freunde neben dem Eis geworden.
RC: Ich möchte an dieser Stelle Walter Frey hervorheben. Was er für das Eishockey in Zürich und in der Schweiz getan hat, ist einzigartig. Das dürfen wir nie vergessen. Trainer und Spieler kommen und gehen. Doch er ist seit Jahren die Konstante in der Organisation. Das ist alles andere als selbstverständlich.
MB: Ich möchte unsere Mannschaft loben. Ich bin sehr dankbar über diese Gelegenheit bei den ZSC Lions und unsere Reise ist noch nicht fertig.