In der 51. Minute blendet der überdimensionale Videowürfel eine sinnbildliche Szene ein, die solch eine Partie wie die heutige perfekt beschreibt. Es ist kein Tor, es sind keine Jubelbilder. Nein, es ist der Block von Rudolfs Balcers, der einen Ausgleich des LHC verhindert. Für diese Aktion kriegt er Szenenapplaus und das zu Recht. Denn dieses Spiel ist geprägt von harter Arbeit und Charakter. Das Momentum schwappt Mal hin, Mal her. Es braucht wieder (ja, wirklich wieder!!!) löwenstarke Minuten zur Halbzeit, um die Partie in die richtigen Bahnen zu lenken.
Finnische Explosion
LHC-Verteidiger Heldner darf nach bereits 26 Sekunden die Strafbank inspizieren. Dort verweilen wird er jedoch nicht 120 Sekunden, sondern deren 102. Denn Juho Lammikko lässt sich vor Connor Hughes nicht zwei Mal bitten und versenkt die Scheibe in die linke untere Ecke zum 1:0 nach knapp zwei Minuten. Der zweite Gänsehaut-Moment innert kurzer Zeit. Den ersten erleben die Fans in der rappelvollen Swiss Life Arena noch vor Spielbeginn. Eine Choreo, wie wohl kaum zuvor gesehen auf Schweizer Eis, lässt ganz viel Hühnerhaut zu. «Fans und Mannschaft gmeinsam zur Meisterschaft», ziert ein grosser Banner. Danach bewegt sich das «Objekt der Begierde» fast durch das ganze Stadion bis zum Limmatblock. Die Botschaft ist klar: Fans und Mannschaft müssen alle am selben Strick ziehen, um das grosse Ganze zu schaffen. Aber eben, auf der anderen Seite steht ein Gegner, der keinen Halt machen will. Theo Rochette gleicht nach einer starken Phase der Gäste verdient zum 1:1 aus in der 19. Minute. Wem somit die Freude an der Zett-Wurst ein wenig vergangen ist, dem wird sie nach dem ersten Seitenwechsel bereits 106 Sekunden später nicht schmackhafter. Pilut trifft für die erstmalige Führung der Gäste zum 2:1.
Copy, Paste
Die ZSC Lions steigern sich im Mittelabschnitt, brauchen aber einiges an Anlauf dafür. So braucht es wie so oft in diesen Playoffs geniale Momente zur Halbzeit. Für eine Explosion auf den Rängen sorgt wieder Yannick Weber. Der Verteidiger zieht die Scheibe in den Winkel hoch und entfacht neues Leben auf dem Eis sowie auf den Zuschauerrängen. Keine zwei Minuten später wird der Löwenkäfig zum Tollhaus. Jegliche Fotografen nehmen Denis Malgin ins Visier und knipsen etliche Fotos vom jubelnden Center. Stolz zeigt er dabei auf das ZSC-Logo seines Trikots. Sein Tor in der 33. Minute bedeutet die erneute Führung und ein wenig Durchatmen in der zweiten Pause. Anschliessend ist es wieder ein auf und ab im letzten Abschnitt. Zuerst blockt Balcers wie bereits erwähnt im richtigen Moment und vier Minuten später sorgt Geburtstagskind Justin Sigrist für die Entscheidung. Der smarte Center läuft allen davon, behält die Nerven und versorgt die Scheibe zum 4:2 im LHC-Tor. Emotionen pur auf den Rängen! Beim 4:2 bleibt es dann auch und somit reisen die Lions mit einem Gesamtscore von 2:1 in dieser Finalserie am Dienstag nach Lausanne.
(Marko Filipovic)