Über die hälfte des Spiels ist bereits absolviert und die ZSC Lions dürfen sich im Powerplay beweisen. Bis zu diesem Zeitpunkt sind die Zürcher zwei Mal in Führung gegangen, doch beide Male konnten die Gäste aus Davos egalisieren. Um diese Partie in die richtigen Bahnen zu lenken, brauchen die Zürcher also unbedingt ein Erfolgserlebnis. Wann dann, wenn nicht in Überzahl denken sich die Akteure im schönen blauen Lions-Dress und versetzen anschliessend das Hallenstadion in nur 37 Sekunden in Ektase. Noch 20 Sekunden sind zu gehen im Powerplay, da schlägt John Quenneville eiskalt zu! Doch die HCD-Coaches an den Monitoren scheinen eine Regelwidrigkeit gesehen zu haben. Blöd nur, dass nur sie diese sehen und die Schiedsrichter (diesmal) anderer Meinung sind. «Q» trifft somit exakt nach 37:04 Minuten zur erneuten Führung und der HCD muss für seine Fehleinschätzung nochmals einen Spieler auf die Strafbank schicken. 37:41 zeigt das Telegramm schliesslich beim nächsten Zürcher Treffer an. Garrett Roe zwirbelt den Puck ebenfalls ins Netz und stellt den Score auf 4:2 für die ZSC Lions - das «Hasta» steht Kopf!
«La Pulga»
Noch sind wir nicht fertig mit den Geschehnissen in dieser verrückten 38. Spielminute. Topscorer Denis Malgin wird nur Augenblicke nach dem 4:2-Treffer rüde vom Davoser Sven Jung im Gesicht getroffen. Im ersten Moment scheint er dieses Vergehen einfach runterzuschlucken, entscheidet sich dann aber schnell für eine Revanche am HCD-Verteidiger. Wie ein Boxer der Kategorie «Leichtgewicht» ringt er den Gast nieder und muss dafür nur wenig später gemeinsam mit seinem Kontrahenten runter vom Eis. Es ist bereits der dritte ZSC-Spieler hintereinander, der vorzeitig unter die Dusche muss. Wir haben nur eine Erklärung dafür: die Duschen in den Schweizer Eishockeystadien müssen wahrlich einladend sein. Doch Denis Malgin kann natürlich auch anders und das beweist er kurz vor dem Ende des ersten Drittels. «La Pulga» - zu Deutsch der Floh – ist eigentlich der Kosename für den Fussballer Lionel Messi, aber wir leihen diesen Spitznamen unserer Nummer 62 für einmal aus. Im ultraflinken Stile des argentinischen Kickers tanzt er seinen Gegner aus und versorgt das Spielgerät sehenswürdig im Kasten von Aeschlimann. Wer übrigens ein Paradebeispiel für den Begriff «Stickhandling» will, soll doch bitte dieses Tor in unseren Highlights anschauen.
Zitterpartie
Die Zürcher schaffen es nach dieser Doublette leider nicht ganz, das Spiel unbeschadet über die Zeit zu bringen. Die Davoser kommen wie die Furien zurück aufs Eis und sind dank einem PP-Tor von Stransky wieder an den Zürchern dran (52’). Unglücksrabe bei dieser Aktion ist Christian Marti, der die Scheibe mit seinen Schlittschuhen ins eigene Tor lenkt. Doch spätestens danach sind die Lions gewillt hier noch einen Treffer nachzulegen. Zuerst Bodenmann und nur eine Aktion später Pedretti scheitern beide am Pfosten. Drei Minuten vor dem Ende ist es erneut «Bodi», der einen Konter startet und wenn es die Schiedsrichter genau nehmen, regelwidrig vor dem Torabschluss behindert wird. Die gestreiften Herren ahnden die Aktion der Gäste nicht und lassen laufen. In den Schlussminuten ist es ein wahrer Hitchcock, bei dem Jakub Kovar die Hauptrolle einnimmt. Der ZSC-Goalie entschärft jegliches Geschoss mit Bravour, so dass die Zürcher diesen wichtigen 4:3-Sieg mit ihren Fans bejubeln dürfen.
(Marko Filipovic)